Moskau 1986: Russisch-orthodoxe Kreuze

Kresty Russkoj Prawoslawnoj Tserkwi – Die Kreuze der Russisch-Orthodoxen Kirche

Die Russisch-Orthodoxe Kirche ging im 10. Jh. in Kiew aus der Griechisch-Orthodoxen Kirche hervor.
Als Kreuzsymbol benutzten die Russen zunächst weiterhin das gleichmäßige griechische Kreuz: +

Im russischen Siedlungsgebiet lebten auch sunnitische Moslems, deren Moscheen damals die einzigen Steinbauten waren.
Die Moscheen besaßen Kuppeln, bekrönt mit dem Halil, dem liegenden Halbmond.
Diese Architektur übernahmen die Russen beim Bau ihrer Kirchen, und aus den Kuppeln wurden später die "Zwiebeltürmchen".
Natürlich flossen auch Elemente der byzantinischen Kuppelkirchen in diese Architektur ein.
Aber vor allem die blaue Bedachung mit den goldenen Sternen sind eindeutige Zeichen der Moscheekuppel als Vorbild.

Tsar Iwan der Schreckliche erließ im 16. Jahrhundert ein Dekret des Sieges des Christentums über den Islam.
Fortan wurde das russisch-orthodoxe Kreuz als griechisches Kreuz über dem liegenden Halbmond dargestellt.

1652 spaltete der Patriarch Nikon (nix Kamera!) die Russisch-Orthodoxe Kirche wegen bibeltextlicher und ritueller Abweichungen.
Seine Kirche der "Altorthodoxen" stellte auch das Kreuz neu dar: ein lateinisches Kreuz † mit zwei zusätzlichen Balken.
Der kleine obere Balken ist ein "Titulus", der die Kreuzinschrift "INRI" (Jesus von Nazareth, König der Juden) symbolisiert.
Der kleine schräge Balken unten ist Jesus' Fußstütze, denn orthodoxe Kruzifixe zeigen Jesus nicht mit übereinandergenagelten Füßen.
Dieser schräge Balken wird auch als Mahnung zur Entscheidung zwischen Himmelreich und Hölle interpretiert.

Auch beim Bekreuzigen zeigt der Gläubige durch die Fingerhaltung, welcher Richtung er folgt:
zwei gekrümmte Finger = byzantinisch-griechisch-russisch-orthodox
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sign-of-the-cross--fingers-position.jpg
oder drei gekrümmte Finger = russisch-altorthodox

Links oben: das Kloster Mariä Erscheinung in Kitai-Gorod
Rechts oben: die Kirche St. Georg in Kitai-Gorod (Sw. Juri auf dem Pskowhügel)
Links unten: der Glockenturm Iwan Welikij (Iwan der Große) im Kreml
Rechts unten: die Zwiebeltürmchen der Hauskirche des Terem-Palastes im Kreml

Mit Duplikatorvorsatz digitalisierte Dias,
entstanden während meines Studiensemesters 1. August bis 18. Dezember 1986 in Moskau
mitten in der Gorbatschow-Ära