036 Theorie und Praxis (bearbeitet)

A.: Wie üblich starte ich meinen Workflow mit der Übergabe des Bildes aus der Adobe Bridge in den Camera Raw Konverter, wobei ich als Erstes die Profilkorrekturen korrigiere. Im Weißabgleich erhöhe ich die Farbtemperatur von 4200 auf 4400, was ein wärmeres Gesamtbild schafft.
Ich setze die Werte für den Kontrast auf +15 – Lichter auf -50 – Tiefen auf +20 – Weiß auf -40 – Schwarz auf -20 – Struktur auf +20 – Klarheit auf +15 – Dunst entfernen auf -25 (dieser stärkere negative Wert erhöht die Dunstwirkung im Bild) und die Dynamik setze ich auf +10, was insgesamt die Farben etwas kräftigt. Die Rauschreduzierung regele ich auf +20 – Rauschreduzierung Farbe auf +50 und die Schärfe auf +60. Dann korrigiere ich noch etwas den Blaustich des Waldes im Hintergrund über den Farbmischer (HSL), indem in den Farbton für Aquamarin mit +20 etwas in Richtung Blau verschiebe und über die Sättigung das Aquamarin um -40 reduziere. Da Bild schneide ich für eine spannendere Ansicht auf ein 16:9 Format, indem ich unten geringfügig schneide und hauptsächlich den Himmel einkürze.
B.: Nach der Übergabe in Photoshop rufe ich zunächst erneut den Camera Raw Filter auf und regele die Lichter auf -35 und die Tiefen auf +30 nach. Über die Reparatur-Funktion (das Heftpflaster rechts oben) überprüfe ich das Bild auf Makel wie Sensorflecken etc. Ein guter Regler dafür ist die Funktion „Makel visualisieren“. Ich aktiviere das Kästchen und schiebe den Regler nach rechts. Das Bild wird dabei in eine kontrastreiche Schwarzweiß-Ansicht umgewandelt, die umso empfindlicher reagiert, je weiter ich den Regler nach rechts ziehe. Und siehe da – ich finde tatsächlich 12 Sensorflecken.
Nun maskiere ich den Himmel unter „Auswahl“ – „Himmel“, kontrolliere, ob die Maske passt, und gehe dann auf „Auswählen und maskieren“. Als gute Grundeinstellung haben sich dabei dort in den Eigenschaften übrigens der Ansichtsmodus „Zwiebelschicht“, Verfeinerung in Echtzeit angeklickt, Vorgabe Benutzerdefiniert, Verfeinerungsmodus ist Farbbasiert, Kantenerkennung Radius 0 Px, und bei „Globale Verbesserungen“ den Kontrast auf 15 % und Kante verschieben auf +15 oder +20 % eingestellt, bewährt. Um ein Gefühl für diese Einstellungen zu bekommen, lohnt es sich, dort ein bisschen „herumzuspielen“. Als „Ausgabe in“ wähle ich dann „Neue Ebene“ an, damit ich eine weiter bearbeitbare Ebenenmaske bekomme.
Diese Ebenenmaske bearbeite ich dann wie folgt:
Lichter auf -50 – Struktur auf +50 – Klarheit auf -35 – Dunst entfernen auf +15 und die Rauschreduzierung auf +20. Ich dupliziere die beiden nun vorhandenen Ebenen, und reduziere sie auf eine. Damit habe ich dann wieder eine weiter bearbeitbare Ebene für das gesamte Bild. Als nächstes
Konvertiere ich das Bild für den Smartfilter und rufe Camera Raw erneut auf. Dort wähle ich dann unter „Maskierung“ (dritte Zeichen von oben, mit dem Kreis gefüllt mit kleinen Quadraten), ganz rechts am Rand die Maske „Radialverlauf“, mit der ich die Sonne und deren unteren Strahlenkranz maskiere. In dieser Maske stelle ich die Stärke auf 200, die Sättigung auf +60, die Bildschärfe auf 100, die Rauschreduzierung auf +70 und Randentfernen auf 100. Diese Maßnahmen verstärken die Wirkung der Sonne und deren Strahlenkranz. Ich erstelle jetzt noch eine weitere Maske mit einem linearen Verlauf. Diesen Verlauf ziehe ich von unten rechts in der Bildecke hoch auf die Schräge der Tannenspitzen des Waldes im Vordergrund. Dann setze ich die Tiefen auf +15. Diese Maßnahme hellt den Wald im Vordergrund noch etwas auf und lässt mehr Einzelheiten erkennen. Nun gehe ich wieder zurück auf das Gesamtbild und korrigiere in der Gradationskurve die „Hellen Farbtöne“ auf +30 und die „Dunklen Farbtöne“ auf -40. Die Dynamik erhöhe im mit dem Setzen des Reglers auf +15 noch ein wenig.

Eine weitere Bearbeitung in Lightroom bis auf ein Weißabgleich-Feintuning der Temperatur auf +2 und der Tonung auf +4 erübrigt sich.

Darüber, ob diese Bearbeitung noch dem Original der JPEG-Version aus der Kamera entspricht, kann man jedoch sicherlich trefflich diskutieren. Ich bin der Meinung, dass man dies immer Objektbezogen betrachten sollte. Wenn die Arbeit letztlich einer realistischen Grundlage entspricht, und nicht überzogen wirkt, und das tut sie nach meiner Meinung mit diesem Workflow, habe ich mein Ziel erreicht: ein ansprechendes und der Realität durchaus entsprechendes Bild unter Nutzung der Möglichkeiten, die ich aus einem RAW-Format herausarbeiten kann.

Welches Bild ist besser: das unbearbeitete, oder das bearbeitete?

Das Bild wurde aufgenommen von der Dammkrone der Talsperre Ohra bei Luisenthal zwischen Ohrdruf und Oberhof im Landkreis Gotha zur Zeit des Sonnenaufgangs.

NIKON CORPORATION, NIKON Z 7, 28.0-300.0 mm f/3.5-5.6, 68.0 mm, 10, 0.4, 64