Spurensuche

Beschreibung

Borkum-Spaziergang (16)

Wir laufen noch ein Stück am Wasser entlang, und biegen dann ab Richtung Dünen. Ein gewundener Klinkerweg führt uns durch diese eindrucksvollen Sandformationen, die hell in der Sonne leuchten. An einer Stelle in der Nähe der Aussichtsdüne fällt uns eine große, seltsam kreisbogenförmige Betonstruktur auf. Ein Stück weiter neben einem Wohnhaus ein weiteres seltsames Haus, nur der Giebel zu sehen, der Rest scheint in einer großen Düne zu stecken. Seitlich davon im dichten Gestrüpp Reste von Betonwänden. Was könnte das sein? Wir machen einen Zeitsprung, weit zurück …

Rrrrumms! Mit einem mächtigen Knall verlässt die schwere Granate in eine Rauchwolke gehüllt das lange Rohr. Und noch einmal: Rrrrumms! Pfeifend sucht sich ein weiteres zentnerschweres Geschoss seinen Weg über Dünen und Strand, hinaus auf die Nordsee, wo ein Marineschiff Zieldarstellung fährt. Die Mannschaften nehmen die Hände von den Ohren, holen die leeren Kartuschen aus den Verschlüssen, während andere auf kleinen Wagen die nächsten Geschosse heranrollen. 1916 – Übungsschießen der Batterie Oldenburg.

Was kaum bekannt ist, Borkum war im Ersten und Zweiten Weltkrieg Seefestung, die gesamte Seeseite mit einem geschlossenen System von Geschützbatterien und Bunkern umgeben, um mögliche Angriffe vom Meer her abzuwehren. Wir stehen vor den Resten der Batterie Oldenburg, die mit ihren beiden riesigen russischen Kanonen vom Kaliber 25 cm und mit 12 m Rohrlänge eine der größten war - jede Granate wog 240 kg. Die Kanonen waren 1915 in Russland erobert und dann zur Verstärkung der Seefestung nach Borkum gebracht worden. Und das seltsame Haus, das in der Düne steckt, ist einer der Bunker. Leute aus Emden, die im Zweiten Weltkrieg wegen der Bombenangriffe hierher ausquartiert worden waren, haben ihn später zu einem Wohnhaus ausgebaut und bewohnen ihn heute noch.

Gott sei Dank mussten die mächtigen Geschützstellungen und Bunker der Seefestung Borkum in beiden Weltkriegen nie wirklich zum Einsatz kommen. Außer einigen kleineren Luftangriffen blieb Borkum weitgehend verschont. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde alles demontiert und gesprengt. Die Reste stecken heute tief in den Dünen, helfen mit diese zu stabilisieren… kein schlechtes Ende…