Borkum-Spaziergang (11)

Müde und erschöpft klettern die neuen Gäste von den hohen Pferdewagen. Einige zittern am ganzen Leib in ihren durchnässten Kleidern. "Die Reise war furchtbar" werden einige von ihnen auf ihren ersten Postkarten nach Hause schreiben. Mehrere Stunden hat die Seefahrt mit dem kleinen Dampfschiff gedauert. Dann vor Borkum das Ausbooten, mit dem Gepäck, bei unruhiger See, und Weiterfahrt mit schaukelnden kleinen Booten Richtung Ufer. Einige der Reisenden sind auf dem Dampfer geblieben, fahren wieder zurück ... zu schwach waren sie von den Strapazen, zu gefährlich war ihnen das Ausbooten erschienen ... Und dann in flacherem Wasser nochmals Umsteigen, diesmal warteten hochrädrige von Pferden gezogene Leiterwagen auf die Gäste, um sie endgültig ans Ufer und in den Ort zu bringen ...

Erst Ende des 19. Jahrhunderts ging man daran die Situation zu verbessern. Im tieferen Wasser vor Borkum wurde die Reede gebaut, ein erster Hafen für die Fährschiffe, wo die Gäste nun direkt aussteigen und Güter direkt verladen werden konnten. Eine zunächst geplante Pferdebahn für die etwa 8 km lange Strecke zum Ort wurde nicht ausgeführt und statt dessen doch gleich eine richtige Schmalspurbahn gebaut. 1888 fuhr der erste Zug - und die kleine Bahn entwickelte sich rasch zu einer wichtigen Lebensader Borkums.

Und sie fährt immer noch, die kleine Bahn... "Dünenexpress" wird sie heute liebevoll genannt. Aber obwohl regelmäßig auch Sonderfahrten mit den hervorragend gepflegten historischen Fahrzeugen und Wagen wie dem "Kaiserwagen" und dem alten Schienenbus "Schweineschnäuzchen" durchgeführt werden - die älteste Inselbahn Deutschlands ist keine Museumsbahn, sondern die einzige noch aktive zweigleisige Schmalspurbahn der Bundesbahn und bedient mehrmals täglich die Strecke zur Reede. Vor den - den alten Vorbildern nachempfundenen - bunten Wagen kommt dabei neben den roten und gelben Dieselloks auch die letzte erhaltene Dampflok regelmäßig zum Einsatz... überall auf der Insel hört man dann ihr fröhliches Pfeifen ...