Genie und Wahnsinn

[Friedhof Schöneberg III Stubenrauchstraße • Berliner Friedhöfe, zwischen den Jahren 2022/23 entdeckt]

Ehrengrab von Prof. Gerhard Taschner (25.5.1922 Jägerndorf, Mährisch Schlesien – 21.7.1976 West-Berlin)
Die verwaiste Kranzschleife stammt von Vladislav Vilímec, dem tschechischen Parlamentspräsidenten.

Schon als Siebenjähriger debütierte dieser Ausnahmekünstler in Prag mit einem Violinkonzert von Mozart.
Mit 17 wurde er Konzertmeister, also Erster Geiger am Stadttheater von Brünn.
Mit 19, 1941, berief ihn Wilhelm Furtwängler zum Konzertmeister der Berliner Philharmoniker.
Nie wieder hatte dieser äußerst wählerische Klangkörper von Weltruf einen jüngeren Ersten Geiger.

Goebbels' Gottbegnadeten-Liste bewahrte den Orchester-, Solo- und Kammermusiker vor dem Kriegsdienst.
So konnte er nach dem Krieg mit seinem Klavierbegleiter Walter Gieseking Schallplatten einspielen.
Legendär wurde die in einer Konzertpause aufgenommene Kreutzer-Sonate von Beethoven.
https://youtu.be/oIgULeBYbDg

Anfang der 1960er Jahre musste er wegen eines Rückenleidens seine Weltkarriere als Geiger aufgeben.
Daher blieb ihm nur noch die Professur an der Berliner Musikhochschule, was ihn nicht ausfüllte.
Er wurde depressiv, seine Persönlichkeit veränderte sich, verschlimmert durch Alkoholmissbrauch.
Sein so geschwächter Körper erlitt mit erst 54 Jahren nach einer Operation eine tödliche Lungenentzündung.