Saint-Omer: Eine Hochzeit in der Cathédrale Notre-Dame des Miracles

Die Kathedrale "Unserer lieben Frau der Wunder" wurde durch Brände und Abrisse erst im Jahr 1500 offiziell fertiggestellt und gilt damit als eine der zuletzt vollendeten gotischen Kathedralen Frankreichs.
(Kein Vergleich mit dem noch immer unvollendeten Kölner Dom!)

Die Gotik als Kathedralenbaustil wurde um 1140 in Paris "erfunden" und breitete sich von dort vor allem nach Norden aus.
Daher besitzt die Nordhälfte Frankreichs fast ausschließlich gotische Kathedralen, südlich einer Linie von Orléans dominieren die noch älteren romanischen Kathedralen.

Französische Baumeister "exportierten" die Gotik nach England, Flandern, Deutschland, Böhmen/Österreich/Ungarn, Norditalien und über den Umweg des Königreichs Mallorca auch nach Katalonien, Kastilien und Portugal.
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Während sich die französische Gotik bald in stumpfen Türmen, Rosettenfenstern und schließlich Flammenornamentik (Flamboyant-Stil) ausdrückte, sollten die deutschen Baumeister – wieder mal typisch deutsch – möglichst hohe Türme bauen (Ulm, Straßburg, Köln).
Im gesamten Baltikum setzte sich dagegen die bescheidenere "Backsteingotik" durch.
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Flämische Baumeister entwickelten aus dem erlernten gotischen Kathedralenbau vor allem den Glockenturmbau (Belfriede).
Und auch sie exportierten ihren charakteristischen Stil – etwa Matthias von Arras, der in Böhmen u.a. die Türme der Prager Teynkirche schuf, die stark an flämische Belfriede erinnern.
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Analogfotos, 2005, teilweise perspektivisch korrigiert