1342: Jesu erstes kleinkindgerechtes Abbild in der Kunst

Besinnung auf die Bedeutung des Weihnachtsfests mit weltberühmten Bildern in den Museen Italiens und Spaniens

Ambrogio Lorenzetti (um 1290 – 1348)
La Presentazione al Tempio – la Purificazione della Vergine
Die Darstellung des Herrn im Tempel – Mariä Reinigung
(als "Mariä Lichtmess" 40 Tage nach Weihnachten am 2. Februar gefeiert)
[Tempera auf Holz, 267 × 168 cm, Saal 3 der Uffizien, Florenz]

Lorenzetti malte dieses Altarbild 1342 für die Seitenkapelle des San Crescenzio im Dom von Siena.
Für die Gotik absolut ungewöhnlich war, dass Jesus wie ein Kleinkind die Finger in den Mund steckt.
Erst in der Renaissance setzte sich allmählich eine Darstellung des Jesusknaben als Baby durch.

Das Vorzeigen des Neugeborenen im Tempel 40 Tage nach der Geburt ist ein Ritual der jüdischen Religion.
Damit einher geht die rituelle Reinigung der Mutter, die dadurch vom Wochenbett in den Alltag zurückkehrt.

Nur im Lukasevangelium 2:34–38 wird diese Episode geschildert. Die Protagonisten:
• der Prophet Simeon, der das Kind hält und dessen heilige Bestimmung erkennt und verkündet
• die Prophetin Hanna (violettes Gewand), die Simeons Worte in ganz Israel verbreiten will (Pergamentrolle)
• die Eltern Maria (im blauen Gewand, mit Wickeltuch) und Josef (ganz links im roten Gewand) samt Begleiterinnen
• die Priester, die zwei Täubchen auf dem Altar zur Opferung schlachten wollen

"Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen
und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird –
und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden."
...
"Während Simeon noch mit Maria und Josef sprach, trat sie [Hanna] hinzu und begann ebenfalls, Gott zu loben.
Allen, die auf die Rettung Jerusalems warteten, erzählte sie von diesem Kind."