Wo die Bezeichnung "Ghetto" geprägt wurde

Zum Andenken an die "Novemberpogrome" vor 75 Jahren

1996 besuchte ich in Venedig auch die Inselgruppe Giudecca, wo seit dem 5. Jh. die jüdischen Bürger der Lagunenstadt angesiedelt wurden.
"Giudecca" leitet sich allerdings nicht von "jüdisch" ab (es würde sonst "Ebreo" heißen"), sondern von "giudicati" ("Sträflinge").
Die Inseln wurden nämlich auch als Verbannungsort für die harmloseren Straftäter genutzt.

Eine dieser Inseln war außerdem das Stadtviertel der Eisengießer, auf venezianisch "ghèto" (von italienisch "getto" = Guss) genannt.
Als erster gebrauchte 1562 Papst Pius IV. das Wort "ghetto" als Synonym für abgeschlossene jüdische Stadtviertel, die es überall gab.

Napoleon hob 1797 nach der Eroberung Venedigs die diskriminierenden Gesetze auf und stellte die Juden allen Bürgern gleich.
Das Viertel Gheto blieb allerdings der Wohnort der meisten Juden Venedigs.
Von hier aus wurden sie 1943 auch in die Vernichtungslager deportiert.
Daran erinnern auf dem "Campo de Gheto Novo" die Relieftafeln des litauischen Bildhauers Arbit Blatas und der Stacheldraht.
Der Mann auf dem Foto war der Sohn eines Deportierten. Er freute sich sehr, dass wir als nichtjüdische Touristen diesen Ort auch besuchten.

Als Ghetto wird heute in den USA generell abschätzig ein Wohnviertel für Afroamerikaner bezeichnet. Elvis besang das Ghetto in Chicago:
http://www.youtube.com/watch?v=3pl5HHpnO9M
Übrigens, "Pogrom" kommt aus dem Russischen, "pogromit´" bedeutet wortwörtlich "zerdonnern, zerdeppern".
Nicht nur das Zusammenpferchen, auch die Verfolgung der Juden war keine deutsche Erfindung, doch so radikal waren nur die Nazis.

(Scan vom Papierabzug, 1996)