Ein Schimmer Hoffnung

Paul bekommt mehrmals am Tag Morphin-Spritzen. Wenn die Schmerzen zu stark werden, spritzt er sich selber. Darin hat er Übung. Lange Zeit brauchte er dieses Mittel für die Sucht, heute hilft es ihm gegen den Schmerz.

Wir essen Kuchen und reden von früher. Von seiner Zeit in Indien, von seinem Aufenthalt im Kloster und der Meditation. Mit ihr kann er die immer wiederkehrenden Angstzustände aushalten. Es hilft nicht immer, aber manchmal. Obwohl Paul niemals jammert oder sich beklagt über sein Schicksal, sein nahes Ende, spüre ich doch, wie die Angst und die Hoffnung bei ihm ein und ausgehen. Er weiß, dass er zum Sterben nach Hause gekommen ist, doch jede Besserung seines Zustandes, jede schmerzfreie Zeit, gibt der Hoffnung Nahrung, es könnte auch noch etwas dauern, vielleicht sogar abzuwenden sein.

An manchen Tagen massiere ich seine Füße. Es sind heiße, gerötete, dick geschwollene Füße, die Haut ist aufgesprungen und rissig. Manchmal aber sind sie eiskalt, fast wie abgestorben....

Schneevogel (4/9)

http://www.youtube.com/watch?v=7R318Lkz8CQ