Ein Funken Trost

Paul geht es nicht gut als er unerwartet anruft und möchte, dass ich komme, ihm irgendetwas bringe. Ich merke, dass dies ein Vorwand ist, dass er nicht wirklich etwas braucht zum Essen oder Trinken. Ich bin in Eile, gereizt, es passt mir heute überhaupt nicht. Trotzdem fahre ich hin, denke noch, was nütze ich ihm, so aufgeregt, nervös und unruhig wie ich bin.

Es dauert zwanzig Minuten, eine halbe Stunde, und plötzlich, scheinbar ohne Übergang bin ich ruhig, gefangen und eingesponnen in dieser Stimmung, dieser Zeitlosigkeit am Bett eines Sterbenden, habe ich vergessen, was so wichtig, so eilig, so dringend war.

Als ich nach Stunden die Wohnung verlasse bin ich dankbar für diese erfahrene Bewusstheit, für dieses sich Erinnern an das Wesentliche, das den Alltag und seine scheinbaren Notwendigkeiten verblassen lässt, für kurze Zeit beinahe auflöst…

Schneevogel (3/9)

http://www.youtube.com/watch?v=stiuh-wd_RY