Ein frohes Osterfest...

Beschreibung

…wünscht die freundliche Dame in der bunten Tracht, mit der sie zu erkennen gibt, daß sie erstens Katholikin ist und zweitens aus einer der dörflichen Religionsinseln ihrer Kirche stammt, die sich im protestantischen Kernland rund um die alt-ehrwürdige hessische Universitätsstadt Marburg erhalten haben. Sie präsentiert ein kunstvoll bemaltes und in Sütterlin beschriebenes Osterei vom „Erfurtshäuser Ostereiermarkt“. Dieser findet in Amöneburg-Mardorf statt und hat sich über die Jahre hinweg dank des Engagements des Brauchtumskreises Mardorf-Erfurtshausen zu einem regelrechten Publikumsmagneten entwickelt.

Ich habe ein wenig gebraucht, die alte Schrift auf dem Ei zu entziffern:

"Nie verlerne so zu lachen
wie Du jetzt lachst froh und frei,
denn ein Leben ohne Lachen
ist ein Frühling ohne Mai."

Die meisten der oberhessischen Eiersprüche stammen wohl aus dem Biedermeier. Sie fanden sich zunächst hauptsächlich in Stammbüchern und Poesiealben. Aber auch Dichterverse zum Beispiel von Johann Gottfried Herder, Clemens von Brentano oder Friedrich von Schiller wurden und werden gern verwandt. Wegen der Bedeutung der Texte auf den oberhessischen Ostereiern wird in den Dörfern des Amöneburger Beckens nicht vom Ostereiermalen gesprochen, sondern vom Ostereierschreiben.
Zu den beliebtesten Mustern gehören das Herz, der Lebensbaum sowie Ähren und Trauben, wie sie auch auf den Stickereien der Tracht, bei der Tisch- und Bettwäsche oder im Kratzputz der Fachwerkhäuser vorkommen.