Bilder enstehen im Kopf

P.J. Scherer

Im Sommer 2011 war ich in der Stuttgarter Staatsgalerie, um dort die Ausstellung "John Constable - Maler der Natur" anzusehen.
Constable (1776 - 1837) gilt als einer der großen englischen Landschaftsmaler und Wegbereiter des Impressionismus.
Seinen Blicken durch den Sucher der Kamera zu folgen, bringt Genuss und Gewinn: Wie er dem klassischen Maß zu huldigen aber auch bewusst dessen Grenzen zu überschreiten, erdet die Photographie in der Tradition der bildenden Kunst, öffnet sie gleichzeitig aber auch für neue Sichtweisen und experimentierendes Forschen.

Dies gilt auch und besonders für die digitalen Bildbearbeitung-Programme. Tragen diese doch wesentlich mit zu der Erkenntnis bei, daß Fotografie eben nicht wirklich Realität eins zu eins abbilden kann. Insofern sind sie wahrhafte Instrumente, weil sie diese Wahrheit nicht verbergen, sondern offenkundig machen: Es ist der Fotograf selbst, der sich mit seinem Foto ausdrückt. Es ist seine Sicht, seine Interpretation, seine Wahrheit... Schon ein kleiner Schritt zur Seite, die Kamera gekippt, die Perspektive verändert, die Blende korrigiert - und schon bekommt die "Wahrheit" ein anderes Gesicht. Von den nachträglichen "Tuning-Möglichkeiten" gar nicht zu reden.
Ein Blick auf René Magrittes Gemälde "Ceci n'est pas une pipe"
genügt - damit ist zu diesem Thema alles gesagt.

"Eine Fotografie ist nicht das,
was fotografiert wurde.
Sie ist etwas anderes.
Sie ist eine neue Tatsache."

- Garry Winogrand 1928-1984 -

* Besser - und kürzer - kann man es nicht sagen.

Die Fotografie ist in diesem Sinn der Malerei sehr viel näher, als ihr gemeinhin zugestanden wird. Besonders in ihren digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten knüpft sie unmittelbar an die Tradition der Alten Meister an, wie man es zum Beispiel bei den Ideallandschaften von Claude Lorraine und den Architekturphantasien von Giovanni Battista Piranesi studieren kann. Es ließen sich viele weitere prominente Namen der Kunstgeschichte anfügen, die die gemalte Realität auf ihren Bildern von der Wirklichkeit des Gesehenen entkoppelten. So erweist sich vieles, was scheinbar meisterhaft dargestellte Realität zu sein scheint, als freie, künstlerische Komposition:
Was wir heute Digital Composing nennen und damit die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung meinen, ist nichts anderes als das technologisch definierte Update eines bewährten wirkmächtigen Prinzips künstlerischer Arbeit, das der Welt Kunstwerke von Rang geschenkt hat.

"Jeder schreitet auf das Bild zu, das er in sich trägt."
- Edouard Boubat -

***Am 5. Juli 2018 wurde meine Arbeit "Frankfurter Wölkchen" von der Leica Fotografie International (LFI) als "Leica Master Shot" ausgezeichnet. Das Foto gehöre damit "zu den besten Leica Fotografien in de LFI-Galerie", so die renommierte Fotozeitschrift.*
*** Und am 11. Juli 2018 nahm Leica Fotografie International meinen "Frankfurter Kranz" als "Leica Master Shot" in die LFI-Galerie auf.
*** Auch mein Foto "Artwalk" schaffte es am 14. Juni 2019 als "Leica Master Shot" in die LFI-Galerie der besten Leica Fotografien.
*** Dazu zählt jetzt auch mein Foto „Spiegelreflexkamera“, das am 25.Juni 2019 zum „Leica Master Shot“ gekürt wurde.

* Aus gegebenem Anlass bitte ich freundlich darum,
das Urheberrecht zu achten.
Veröffentlichungen meiner Fotos bedürfen
ausdrücklich meiner schriftlichen Genehmigung.

https://lfi-online.de/ceemes/de/galerie/P-J-Scherer-465302.html