Hessischer Bauern-Barock

Nach einer kleinen Entdeckungsreise zu den schönen barocken Fachwerkkirchen im Vogelsberg und im Marburger Hinterland tauchen wir jetzt in die innere Pracht des protestantisch geprägten Bauernbarock ein, wie er sich besonders in einigen osthessischen Dorfkirchen erhalten hat. In diesen sakralen Festsälen der kleinen Leute zeigt sich eine Sonderform des Barock aus Holz und Farben, der die strenge evangelische Nüchternheit vor allem mit symbolischen Darstellungen überwindet, ohne dabei die grundsätzliche visuelle Skepsis der reformierten Kirche im Kern aufzugeben.
Freilich: Dem protestantischen Bauernbarock fehlt es an Noblesse und Raffinesse. Große Künstler konnte man sich nicht leisten. Dennoch bezaubert die fromme Naivität der bildnerischen Darstellung, die selbst in ihrer perspektivischen Unbeholfenheit zu Herzen geht.

Die elf evangelischen Bauernbarock-Kirchen in Osthessen sind wahrhaft ein kostbarer Schatz der Volksfrömmigkeit auf dem Land, der aller Bewunderung und Bewahrung wert ist.
Als erstes schauen wir in die evangelische Kirche von Wildeck-Richelsdorf hinein. Das ursprünglich gotische Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert hatte stark gelitten und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in barocker Ausstattung wiederbelebt. Vielen Dank Pfarrer Janosz König für die herzliche Gastfreundschaft.