Der "Grüne Mann" von Gelnhausen

Beschreibung

Man muss nicht auf den Mars fliegen, um nach grünen Männchen zu suchen. Der Besuch einer alten Kirche genügt - und man wird dort oft einem dieser geheimnisumwitterten „Grünen Männer“ begegnen, aus deren Gesichtern Laub wächst; deshalb kunsthistorisch „Laubmaske“ genannt.
Auch wenn sich diese merkwürdigen Wesen nicht in der christlichen Heilsgeschichte verorten lassen, bevölkern sie dennoch mit Vorliebe die alten Sakralräume des Christentums. Ein besonders edles Exemplar aus der Zeit um 1240 beherbergt die evangelische Marienkirche im hessischen Gelnhausen. Es gibt viele Deutungsversuche, diesen schon bei den Kelten und Römern bekannten Archetypus eines „Naturgeistes“ in Verbindung mit der christlichen Lehre zu bringen. Überzeugt hat mich noch keiner. Vielleicht hatten die Menschen des Mittelalters einen aus ihrer besonderen Spiritualität gespeisten und uns nicht mehr geläufigen Zugang zu den „Grünen Männern“ in ihren Kirchen. Sie erlebten ja auch die Natur sehr viel elementarer als wir dies heute tun. Wie dem auch sei: In vielen unserer Kirchen leben die „Grünen Männer“ noch immer in friedlicher Koexistenz mit dem heiligen Personal der Bibel. Ein schönes Beispiel für eine Toleranz, die heute in den religiösen und gesellschaftlichen Beziehungen nicht selbstverständlich ist.
Übrigens: „Grüne Männer“ sind auch ein spannendes Foto-Motiv. Besonders in England ist das fotografische Sammeln von Blattmasken beliebt. Auch ich habe vor Jahren damit begonnen und freue mich immer wieder, wenn ich einen „Grünen Mann“ vor der Linse habe.