schrammurban 2009 - 2

Beschreibung

Fast unbearbeitetes Handydigitalzoomportrait ausser S-Bahn 2009

2. Teil einer etwas anderen Geschichte

Die Hilde und ich

... Ich soll langsam machen. Sie kann manchmal nicht schneller. Sie bleibt stehen, pustet kurz, dann geht es tapfer weiter. Den D-Zug Spruch wie meine Oma, bringt sie aber zum Glück nicht. Hilde ist ja auch nicht meine Oma. Nein, ganz und gar nicht.

In ihrer Wohnung riecht es nach Katzen, Nudelsuppe und Duftkerzen. Wir küssen uns zur Begrüßung und zum Abschied auf den Mund. Abends muss ich immer gehen. Sie braucht ihren Schlaf und ihre Augenbinde für die Nacht. Und sie will mir nicht zumuten, dass ich mich auf der Couch krumm lege. Im Studentenwohnheim liege ich dann stundenlang wach.

Meine Mutter nörgelt auf dem Anrufbeantworter, dass ich mich nie blicken lasse. Ich nehme meine Mutter immer weniger ernst, sie ist immerhin über zehn Jahre jünger als Hilde. Dazu ist sie ungebildet und flüchtig. Und sie trägt die falschen Hosen für ihren dicken Hintern. Eigentlich macht das ja nichts, aber Hilde würde nie so peinlich sein.

Sonntags bin ich dann doch manchmal zuhause. Ich erzähle weniger, als mir lieb ist. Meine Eltern würden mein Leben nicht verstehen. Schon die Orchidee auf dem Po von Nora, welche ich beschreiben wollte, hat sie aus ihrem alltäglichen Gleichgewicht gebracht. Sie sind diese 12 Uhr 30 Mittagesser geblieben. Meine Schwester auch. Sie fickt immer noch mit den gleichen Jungs aus dem Dorf. Stillstand und am Sonntag Schweinebraten.

Hilde findet Kiffen doof. Sie hat das früher auch mal ausprobiert, aber ihr ist dann gleich schlecht geworden. An ihrem Sechzigsten waren ein paar ihrer alten Freunde da. Das war ganz toll. Und da ist auch der Joint gekreist und das fand sie schon drollig. Aber sie hat nicht einen Zug genommen. Hilde zuliebe gebe ich das Kiffen auf. Meine Freunde finden, dass Liebe auch zu weit gehen kann und dass Hilde zwar locker, aber eben doch eine ganz andere Generation ist.

Nein, sie ist lebenserfahren! Ich schaue böse. Flori kichert albern und dreht sich einen. Blöder Affe.

Manchmal redet sie im Schlaf. Ich verstehe aber kein Wort. Ich liege wieder wach und starre zur Schlafzimmerdecke. Gemeinsames Mittagsschläfchen nennt sie das. Ich kann aber nie einschlafen. Ich habe solche Brüste noch nie gesehen. Sie sind wie ein altes Gemälde mit Firnrissen. Und fünf Mal so viel, wie bei Nora.

...

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