Die Frau mit den sieben Köpfen 2

Beschreibung

Foto positver Scan 90

und es geht zum zweiten Teil mit dem wunderstöhnen Märchen.

Die Frau mit den sieben Köpfen 2

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Damals musste ein Mann seine Frau möglichst zeitnah vom Leben zum Tode befördern, wenn sie eines anderen Lunte gerochen hatte. Dies wusste das brave Weib freilich. Sie war nun bereit zu sterben. Diese Regelung war zwar furchtbar, dennoch auch sehr praktisch, weil somit die Ehre von Frau und Mann wieder hergestellt werden konnte. Durch ihren Tod ward ihr vergeben auf Erden, auch wenn sie in der Hölle schmoren musste und er hatte sich auch wieder mit einem Schlag von seinen Hörnern befreit. So ging der Tischler mit seinem Weib und einer starken Axt in den Wald um einen Baumstumpf zu finden, auf dem sie ihr Haupt zur ewigen Ruhe betten konnte. Die Frau lief schon wieder aus vor Erregung, schämte sich aber deswegen, weil es sich nicht schickte Unziemliches zu denken, grad bevor einem der Kopf vom Rumpf getrennt werden soll.

Alsbald fanden sie eine angenehme Stelle auf einer Lichtung, auf der die Frau einen bequemen Naturpfosten für ihr Haupt fand, vor dem sie sich züchtig und gottesfürchtig niederknien durfte. Die Frau bat zuvor noch um Vergebung. Der Tischler vergab ihr. Ihr letzter Wunsch war, dass er es ihr noch einmal kräftig besorge, obwohl die Situation dafür doch mehr als unpassend erschien.

Der Tischler, ihr Gemahl war auch nicht in guter Laune für einen letzten ehelichen Akt. Er tat es ungern im Hellen und war auch nicht recht in Stimmung. Er war zu traurig über den bevorstehenden Tod seines jungen, im überquellenden Saft stehenden Weibes und immer noch sehr wütend über ihre böse Schwachheit mit diesem jungen adeligen Schnösel, welcher in seiner Hose eine Einlage trug um strammer zu wirken.

So war das letzte Schäferstündchen nur ein laues Lüftchen.
„Doch ach ...“, so dachte sich das Frauenzimmer, „ich kann jetzt in Frieden gehen, habe ich doch noch einmal meinen lieben Mann und seinen bemühten Hammer gespürt!“ Nachdem das Paar leise ausgestöhnt hatte, sprach der Tischler streng: „Halte dich bereit, Weib. Ich werde jetzt deine verirrte Rübe abschlagen. Aber ich werde es mit einem Schlag und sehr gewissenhaft tun, damit es schnell geht!“

Die Frau war ohne Sorge, denn der Tischler war immer schon ein geschickter Handwerker gewesen. Sie machte sich eine hübsche Aufsteckfrisur und den Nacken frei. Dann kniete sie sich nieder und betete noch einmal. Es war soweit. Die mächtige Axt traf ihr Genick ganz präzise und im hohen Bogen, wie ein etwas größerer Scheit, machte der Kopf ein paar Purzelbäume in der Luft. Das Gesicht lächelte und erstaunlicher Weise trat kaum Blut aus der Wunde.

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Fortsetzung folgt

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