Wo der Klaasohm Moppe backt

Beschreibung

Borkum-Spaziergang (18)

Wir laufen noch ein Stück am Wasser entlang. Als hinter den Dünen die Spitze des "Großen Kaaps" auftaucht, überqueren wir den breiten weißen Strand und die hohen Randdünen, um uns dieses interessante Bauwerk mal genauer anzusehen. Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir den Fuß einer hohen Düne und blicken staunend hinauf zu dem imposanten alten Bauwerk, das einen eigenartigen Kontrast zu dem modernen Klinikgebäude in seiner Nachbarschaft bildet.

Kaapen sind alte Tageslicht-Seezeichen, oder genauer gesagt Peilzeichen, die, wenn sie mit anderen Landmarken wie Kirchtürmen oder Leuchttürmen in einer Linie standen, den Schiffen die Einfahrt in bestimmte Fahrwasser anzeigten. Früher soll es 7 oder 8 solcher Kaapen auf Borkum gegeben haben, in der jüngeren Vergangenheit noch 4 - heute gibt es nur noch das "Kleine" und das "Große Kaap". Das Große Kaap wurde 1872 an Stelle eines älteren Seezeichens errichtet, 23 m hoch, und das hölzerne Toppzeichen hat die Form eines Dreiecks. Durch den fast filigran durchbrochenen Unterbau aus Klinker hindurch waren andere Landmarken gut anzupeilen.

Unter dem Großen Kaap schläft der Klaasohm und ruht sich von den Strapazen des letzten Klaasohmfestes aus. Wenn er zwischendurch aufwacht, backt er Moppe - eine Art Honigkuchengebäck - fürs nächste Fest oder wandert auf dem Meeresgrund um die Insel. Der Klaasohm - genaugenommen sind es sogar mehrere - das ist eine ureigene Borkumer Geschichte. Der Ursprung dieses fast archaisch anmutenden Festes, das am 5. Dezember gefeiert wird, liegt im Dunkeln, auch wenn es mehrere Theorien gibt.

Der Brauch ist zu kompliziert, um ihn hier vollständig zu beschreiben. An diesem Tag toben die mit riesigen, mit Schafspelz und Möwenfedern und -flügeln verzierten Kopfaufsätzen wild maskierten Klaasohms durch den Ort, verteilen an die Kinder Moppe und verhauen den jungen Frauen mit Kuhhörnern den Hintern. Am Ende sammeln sie sich auf einer Litfaßsäule im Ortskern, um wild zu tanzen und sich feiern zu lassen, und stürzen sich schließlich kopfüber in die begeisterte Menge. Klaasohm, das ist DAS Borkumer Fest. Es ist echt, nicht für den Tourismus inszeniert - da wollen die Borkumer unter sich sein, und auch die aufs Festland gezogenen Borkumer kommen, wenn möglich, an diesem Tag heim auf ihre Insel.