Maria Meeresstern und der Katholische Strandclub

Beschreibung

Borkum-Spaziergang (09)

Wir schreiben das Jahr 1876. Ein rauher, windiger Herbstabend - aber das ist man ja gewohnt auf Borkum. Ein Mann mit einem Koffer geht die Straße entlang. Andere Leute gesellen sich zu ihm, gemeinsam gehen sie Richtung Dorfhotel. Im Saal des Hotels werden sie schon erwartet - der provisorische Altar ist schon aufgebaut, und aus dem Koffer werden nun vorsichtig die Utensilien für die Messe entnommen. Inzwischen hat sich der kleine Saal gefüllt, leises Murmeln liegt in der Luft. Der Priester tritt vor den Altar, das Eingangslied wird angestimmt ... zögernd, noch unsicher fällt die Gemeinde ein ... doch schnell erfüllen kräftige Männerstimmen und die hellen Stimmen der Frauen und Kinder den kleinen Saal. Die Hl. Messe beginnt ...

Wir stehen noch vor der Villa Müller-Scharphuis und blicken auf den Backsteinbau der Katholischen Kirche schräg gegenüber. Da die ursprüngliche Inselkirche am Alten Leuchtturm 1903 abgerissen wurde ist sie heute die älteste Kirche Borkums. Die Menschen, die da im Saal des Dorfhotels die Hl. Messe gefeiert haben, waren Mitglieder des von der kleinen Minderheit katholischer Christen auf Borkum 1873 gegründeten "Katholischen Strandclubs". Die Clubabende fanden im damaligen Dorfhotel statt, die Utensilien für die Hl. Messe wurden jeweils in einem Koffer mitgebracht. Unter Kaplan Karl Boedinghaus aus Münster, einem Mitglied des Strandclubs, wurde schließlich 1881 die erste kleine Kapelle "Maria Meeresstern" erbaut. Mit ihren gerade mal 80 Plätzen bald zu eng geworden musste sie im Lauf der Zeit mehrmals erweitert und schließlich zu einer größeren Kirche mit heute 450 Plätzen umgestaltet werden. Bei der Renovierung des Innenraums wurde alte Substanz geschickt in das Gesamtbild integriert, das schöne Licht durch die gemalten Glasfenster verstärkt die angenehme, ruhige Stimmung.

"Maria Meeresstern" ... für den ungewöhnlichen Namen gibt es zwei Deutungen. Vermutlich aufgrund einer Fehlübersetzung des Namens Maria aus dem Hebräischen - Mirjam oder auch Marjam - ins Lateinische entstand die Bezeichnung "Stella maris", also "Meeresstern" oder "Seestern". Schöner und besser zur Insel passend finde ich eine andere Deutung: Die früheren Seeleute haben vielfach Maria als Schutzpatronin verehrt. Sie setzten sie oft mit dem Morgen- bzw. Abendstern gleich, der ihnen den richtigen Weg zeigte... dem Meeresstern ... wie er symbolisch auch auf der Spitze des Türmchens leuchtet ...