Frau mit Armen .... Viersen

Köpfe ohne Gesicht und Blick, Figuren ohne Arme, geschlechtslos und nackt. Georg Ettls Figuren sind Scherenschnittartig reduziert, kantig und schnörkellos und ohne ausgeprägte Details. Es sind Schablonen ohne jeglichen Ductus. Von einer Handschrift im künstlerischen Sinne lässt sich nicht sprechen. Sie sind stets industriell gefertigt, als technische Zeichnung geliefert und mittels Laser aus Eisenplatten oder aus Holz ausgeschnitten. Ettls Menschenbilder sind schlank, ohne Alter, als einziges Kleidungsstück tragen sie hochhackige Schuhe, der Mund ist leicht geöffnet, wie im Sprechen gestoppt. Die Frauen haben lange Haare - einzig das unterscheidet sie von denen, die keine Haare haben. „Die schlichte, aber eindringliche Zeichensprache erhöht die Lesbarkeit für jeden, ob jung oder alt, gebildet oder nur mit geringem Hintergrundwissen ausgestattet.“ (Jutta Pitzen in: „Altaropfer und Heiligenvita“, Georg Ettl, Städt. Galerie im Park Viersen, 2003)

Bei aller prototypischen Gleichheit unterscheiden sich die Figuren erst durch die Attribute, die ihnen zugeordnet sind und durch die Handlung, in die sie eingebunden sind - eine Szene wird beschrieben: Ein einfaches „zusammengebrettertes“ Podest, eine große Frau tritt auf und zeigt stolz ihre Muckies. Ein starker Auftritt, der Applaus erwarten lässt, aber der Platz auf dem die Szene spielt ist seltsam leer. Der Rathausmarkt Viersen ist hier kein ringsum gefasster Platz, sondern eher ein Durchgang zwischen Verwaltungsgebäuden und Busbahnhof und Garten der städtischen Galerie, umgeben von Rückseiten - eigentlich ein Hinterhof. Die Frau mit Armen steht vor der hellen Fassade des Stadthauses neben einer breiten Treppenanlage und überblickt den Platz. Ihr Auftritt verwandelt den Platz in eine Bühne.

Die starke Frau steht jedoch nicht still auf ihrem Podest - sie betritt im Moment die Bühne und in dieser Bewegung ist sie festgehalten. Ein eingefrorener Augenblick: noch ganz stolz in ihrer Pose und schon verwundert, dass niemand da ist.

Die Skulptur ist eine Schenkung einiger Viersener Bürger an die Stadt im Rahmen der Einweihung des neuen Stadthauses 2004. Im Eigentum der Stadt Viersen.

Quelle : http://www.publicartwiki.org