Vor 30 Jahren

Beschreibung

Wieder mal ein tiefer Griff in meine Mottenkiste!

Während einigen Monaten im Jahr 1976 war ich als Fahrdienstleiter auf der Abzweigstelle Darmstadt-Nord eingesetzt. Diese galt als größte Abzweigstelle Deutschlands. Hier teilten sich, wie anderswo bereits beschrieben, zwei zweigleisige Strecken in mehrere Streckenäste auf.

Die Stammstrecke hierbei war die zweigleisige Hauptbahn Mainz-Bischofsheim - Aschaffenburg einerseits
und die zweigleisige Hauptbahn Darmstadt Hbf - Da-Kranichstein(- Aschaffenburg) andererseits.
Von letzterer zweigte die zweigleisige Odenwaldbahn ab,
von ersterer je eine eingleisige Verbindung nach Darmstadt Hbf, nach Darmstadt-Arheilgen und in das Werk der Merck AG. Außerdem gab es noch eine Ausweichanschlußstelle zu einem kleinen chemischen Betrieb.

Der gesamte Verkehr wurde aus einem alten, fast baufälligen Fahrdienstleiterstellwerk geregelt, und zwar mittels zweier mechanischer Hebelbänke, die sich Bauartbedingt unterschieden. Acht Blocksignale und zehn Weichen einschließlich Fahrstraßenfestlegung und Streckenblock
waren zu bedienen.
Maximal vier Zugfahrten gleichzeitig waren möglich.
In drei Zugmeldebüchern wurde der Zugverkehr dokumentiert.

An Samstagen war der Zugverkehr durch einige interessante Züge geprägt, die man sonst nicht allzu häufig sah, so wie hier zum Beispiel
ein Autoreisezug, der aus Narbonne in Südfrankreich kam und unter Umgehung des Großraums Frankfurt in Richtung Hannover -Hamburg weiterlief.
Zuglok war an diesem Tag die 110 307. Der Zug kommt auf dem Streckengleis von Darmstadt Hbf und fährt in Richtung Darmstadt-Kranichstein, wo sich diese zweigleisige Strecke mit der Strecke rechts in Richtung Aschaffenburg vereinigt. Der Autoreisezug wird an der Abzweigstelle Mainaschaff die Verbindungskurve in Richtung Hanau befahren und danach über eine weitere Verbindungskurve bei Hanau-Wolfgang in die Strecke Hanau - Fulda einschwenken.

[fc-foto:8767809]

Das Blocksignal ist deshalb so niedrig, damit es auch beieinem Halt unter dem angrenzenden bahnsteigdach noch aufgenommen werden konnte.

Heute besteht die Abzweigstelle als selbständiges Fahrdienstleiterstellwerk nicht mehr, sondern wird von Darmstadt Hbf aus ferngesteuert.
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