Insektenschwärme - Bild 16 (Schreckliches Foto - NUR DOKU, nicht für einen Galerievorschlag (-: )

Heute, am 20.10.2012, fand sich wieder ein Schwarm von Stelzmücken (Fam. Limoniidae) über der Trompetenblume im Garten ein. Zwischen etwa 18.30h und 19h tanzten in einem bis drei immer größer werdenden Schwärmen hunderte (überschlagen: mindestens 200) der etwa einen Zentimeter großen Insekten in den durcheinanderwirbelnden Säulen wild herum. Dieses Schauspiel fand bei etwa 17 Grad statt.
Der Schwarm mußte aus Mücken beiderlei Geschlechts bestehen, denn bei dem Zusammentreffen von Männchen und Weibchen ließen sich - ganz ähnlich wie bei den Zuckmücken im Frühsommer - die zwei, die sich gefunden haben, langsam aus dem Schwarm zwischen die Blätter fallen (im Bild z.B. links). Das konnte man auch mit bloßem Auge erkennen. Zum Höhepunkt der Schwarmbildung um etwa 18.45h mit den meisten Individuen fand das alle paar Sekunden statt; der "Ball der einsamen Herzen" erfüllt also (natürlich) seine Funktion ganz effektiv, sonst fände er ja nicht statt - woher auch immer die Mücken alle kommen und wie auch immer sie sich - wie verabredet - in kurzer Zeit treffen.
Ob sie sich immer über irgendwelchen in den Himmel ragenden Sträuchern finden, um einen Fixpunkt zur Orientierung zu haben, weiß ich nicht. Jedenfalls findet das Ereignis nie ohne nahen Untergrund statt - und stets in einer Höhe von etwa zwei bis drei Metern, niemals z.B. über einer flachen Wiese. Ob die von den Pflanzen ausgehende Restthermik nach Erwärmung tagsüber eine Rolle spielt, ist mir ebenfalls nicht bekannt.
Der Zeitpunkt des Tanzens liegt - wie bei den Zuckmücken - immer kurz vor Sonnenuntergang. Entweder liegt das an den dann schon weniger gewordenen Beutegreifern, oder es hat andere Gründe.
Dieser Tage habe ich über einer Kiefer, die weiter weg steht, minutenlang (so lang wie nie zuvor außer an Straßenlaternen) eine Zwerg-(oder Mücken-)Fledermaus kreisen sehen, die sich sicher auch eher an Schwärmen als an Einzelinsekten sattfressen kann - zumal die Zahl der Insekten, die Schwärme ausgenommen, jetzt gegenüber der wärmeren Jahreszeit deutlich zurückgeht.
Vielleicht ist der Zeitpunkt auch nur eine Vorliebe - eventuell hormonbedingt - der verschiedenen Arten. So wie die Paarung beim Rotwild in den kältesten Herbstnächten und die des Rehwildes an den heißesten Juli- und Augusttagen stattfindet - einen biologisch erklärbaren Grund dafür wird es wohl bei den nahe verwandten Arten geben. (Jägerspruch: "Den Bock verwirrt der Sonne Glut, den Hirsch die kalte Nacht . . .")
Es bleibt hochinteressant, mit einfachsten Mitteln wie z:.B. der Fotografie Naturphänomene zu entdecken und zu "erforschen" !

P.S.: Am 21.10.12 war der Schwarm bei 19 Grad wesentlich kleiner - vielleicht 20 Exemplare; und um 19 Uhr war wieder Schluß mit der Tanzveranstaltung. Deshalb vermute ich, daß einmal verpaarte Stelzmücken (zumindest der hier gefundenen Art) nicht noch einmal am Schwarm teilnehmen.

COOLPIX L100 // 10.1 mm // 4.1 // 1/56 // 178