(2) MONTAGNACHTRÄTSEL!!! Die Blätter fallen - ...

... und auch als mir das herbstlich-halbtrockene Schwarzerlenblatt (Alnus glutinosa) ungeschickterweise beim Festhalten für die Bilder nach dem Fotografieren der Raupe losging und aus der Hand fiel, blieb die genial getarnte Raupe genauso daran sitzen (Abb. 1/2) und dachte gar nicht daran, etwa loszulassen und sich im Bodenbewuchs zu verkrümeln oder sich irgendwie anders hinzusetzen. Die perfekt mit ihrer Umgebung verschmolzenen Tiere aller Art tun das wohl öfter und vertrauen - wie man sieht, ganz zu recht - gnadenlos auf ihre Unsichtbarkeit.
RAUPE des DREISTREIFIGEN MONDFLECKSPANNERS (SELENIA DENTARIA).
Das hier ist nach dem Buchenzahnspinner die zweit-skurrilste Raupe meines Lebens! Hätte sie nicht auf dem Blatt gesessen, sondern z.B. an einem Ast, hätte ich sie unter keinen Umständen der Welt entdeckt, wenn sie sich (wie auch hier die ganze Zeit über) nicht bewegt hätte.
Und ich war wieder mal froh, gestern auf dem Heimweg "kurz" am Waldweg mit den Weinschwärmerraupen angehalten zu haben und mich mal umzusehen, was es Neues gibt - es hat sich gelohnt, wie man bei den Bildern 2 bis 7 sieht. Erst recht, weil die Raupe für mich ein Erstfund war - kein Wunder bei dieser Tarnung! Als Rentner genieße ich es jeden Tag, daß "kurz" auch mal ein, zwei Stunden dauern kann, ohne daß irgendetwas oder jemand einen hetzt ...
Abb. 2: Gleiche Perspektive wie auf dem Rätselfoto. Seht Euch mal hinten die Imitation der losgelösten Rinde mit der Schattenbildung an oder die "Dornen" oder vorne die "Holzstruktur" und das aufgesplitterte Ende des "Hölzchens"durch die seltsame Haltung der drei Brustbeinpaare sowie den bis über die Wangen, Augen und Taster gehenden hellen Streifen!!! So viele bestens getarnte Tiere wir schon gesehen haben - dieses hier ist der absolute Gipfel der Perfektion!!! Die wohl besonders viele Raupen, gerade der Spanner, zu bieten haben. Ob genau die denn besonders durch Freßfeinde wie Vögel gefährdet sind? Innerhalb der vielen Stunden an verschiedenen Tagen, die ich an genau diesem Waldweg verbracht habe, haben nur ein- oder zweimal in der Ferne ein paar Kleiber geschimpft ... Wo ist da - erst recht bei der relativ kurzen Lebensdauer vieler Raupen - denn der Selektionsdruck??? Und wieviele Evolutionsschritte - sprich: Generationen - mag es gedauert haben, bis die Anpassung an die Umwelt mit der Somatolyse (der Auflösung der Körperformen) derart perfekt geworden ist? Unglaublich finde ich diese Perfektion - und staune bei jedem solchen Fund mehr über die Schöpfung und ihre Naturgesetze!
Abb. 3: Gesamtansicht der Raupe von oben,
Abb. 4: Kopf von oben,
Abb. 5: Kopf von unten. Dunkel- und Hellfärbung der Körperober- und -unterseite genau wie z.B. bei den Fischen; von unten gegen den Himmel gesehen hell und von oben gegen den Grund gesehen dunkel!
Abb. 6: Portrait von vorn, eine Teufelsfratze :-) ...
Abb. 7: Hinterende mit den beiden Stellen, die die Narben nach dem von der Natur vorgesehenen Abbruch eines Ästchens oder Blattes von einem Zweig perfekt nachbilden. Sogar durch seitliche Verdickung an diesen Stellen werden diese Orte ganz naturnah dargestellt! Und auch hier ist die vorgetäuschte Licht-Schatten-Wirkung perfekt - einschließlich aller Farben, Umrisse und Schattierungen!

VERLERNT DAS STAUNEN NICHT! Und seht, daß auch unsere Nachfahren diese wirklichen Wunder noch zu sehen bekommen!
SCHÜTZT DIE SCHMETTERLINGE!!!

Alle Fotos aus Ramspau/Opf. vom 20.9.2021.

21.9.21 f

Canon // Canon EOS 550D // Sigma 150mm f/2.8 EX DG OS HSM APO Macro // 150.0 mm // 13 // 1/200 // 200