[Frankreich im August 2016 – Panorama aus sechs Hochformatfotos]

Die Kathedrale Notre-Dame-des-Doms (links) und der zweiteilige Palast der Päpste von Avignon.
Ja, der Papst saß nicht immer in Rom, und nicht immer gab es nur einen Papst. Avignon stand dabei im Mittelpunkt.

Als 1305 die Anzahl der französischen Kardinäle im Konklave überwog, wurde ein Franzose zum Papst gewählt.
Es handelte sich um den Erzbischof von Bordeaux, der in Lyon zum Papst Clemens V. gekrönt wurde.
Da König Philippe le Bel die kirchliche Macht vereinnahmen wollte, überredete er Clemens, nicht nach Rom zu gehen.

So gründete Clemens in Avignon den Papstpalast, der durch die Nachfolger erneuert und deutlich erweitert wurde.
Fünf weitere Franzosen-Päpste zogen es vor, das Pontifikat in Avignon statt an Petrus' Bischofssitz Rom auszuüben:
Benedikt XII. (1334–42), Clemens VI. (1342–52), Innozenz VI. (1352–62), Urban V. (1362–70), Gregor XI. (1370–78).

Die französische Übermacht im Konlave gefiel den italienischen und anderen Kardinälen überhaupt nicht.
Um sein Amt zu retten, verlegte Gregor XI. 1376 den Papststuhl von Avignon wieder nach Rom zurück.
Das wiederum gefiel der französischen Fraktion ganz und gar nicht, und es kam zum "Abendländischen Schisma".
Seit 1378 sitzen die Päpste zwar wieder in Rom, aber die Kirchenspaltung bescherte zwei bzw. drei Päpste gleichzeitig.

Während in Rom von 1378 bis 1415 nacheinander vier Päpste herrschten, hielt Avignon an seinen "Gegenpäpsten" fest:
Clemens VII. (1378–94) und Benedikt XIII. (1394–1408 in Avignon, –1423 in Peñíscola, Aragón).
1409–1415 gab es zwei weitere Gegenpäpste, die in Pisa versuchten, dem Papst in Rom Konkurrenz zu machen.
Zu Frankreichs Gegenpäpsten bekannten sich die Königreiche Aragón, Kastilien, Neapel, Zypern und Schottland.

Da sowohl der römische als auch der toskanische Papst 1415 starben, übte Benedikt XIII. das Amt bis 1418 aus.
Nach dem Tod Benedikts endete die "avignonesische Obödienz", Martin V. wurde einziger Papst im Rom.
Seitdem gab es nicht mehr mehrere Päpste gleichzeitig, und die Italiener dominieren das Konklave.
Seitdem wurden nur Italiener zum Papst gewählt. Erst mit Wojtila, Ratzinger und Bergoglio wählte das Konklave anders.