Moskau 1986: Staatskarossen vor Kreml-Kirchen

Otdelenije tserkwi ot gosudarstwa – Trennung von Kirche und Staat

Ausgerechnet im Moskauer Kreml, dem Machtzentrum des Weltkommunismus, steht eine Kathedrale neben der anderen.
[http://maps.google.com/maps?q=55.751306,37.619632]
Vor dieser imposanten Kulisse brettern schwarze Limousinen hörbar über das Kopfsteinpflaster.
Der SIL Chajka ("Möwe") war die russische Nobelkarosse für die Partei- und Staatsführung und die ausländischen Gäste.

Lenin erließ 1918 das Dekret über die Trennung von Kirche und Staat. Es verbot der Russisch-Orthodoxen Kirche die Funktion als Staatsreligion.
Umgekehrt sah das Dekret allerdings nicht vor, dass sich der Staat aus Kirchenfragen herauszuhalten habe.
Resultat war, dass die atheistische Weltanschauung von der Gesellschaft Besitz ergriff, die Priester geheimdienstlich überwacht wurden
und die Religion nur noch von den alten Menschen ausgeübt wurde.

Stalin und Nachfolger ließen nur wenige Kirchen abreißen oder als Lagerhallen zweckentfremden.
Der Staat unterstützte sogar die Kirche bei der Restauration und Erhaltung der unzähligen Kirchen- und Klosterbauten.
Allerdings ließ Stalin 1931 das zentrale Moskauer Gotteshaus, die Christ-Erlöser-Kathedrale, sprengen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Christ_saviour_explosion.jpg
Von 1960 bis 1993 befand sich an dieser Stelle ein Freibad, das inzwischen der wiedererrichteten Kathedrale weichen musste.
[fc-foto:31090103]
Mit Duplikatorvorsatz digitalisiertes Dia,
entstanden während meines Studiensemesters 1. August bis 18. Dezember 1986 in Moskau
mitten in der Gorbatschow-Ära