Vorkämpfer für Legalität sexueller Vielfalt

Das gemeinsame Grab von Oscar Wilde (1854 Dublin – 1900 Paris) und Robert B. Ross (1869–1918) auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.

Von Wildes literarischem Werk "Das Gespenst von Canterville" und "Das Bildnis des Dorian Gray" hat sicher schon jeder gehört.
Nicht jeder weiß, dass Wilde seine Homosexualität öffentlich auslebte – in einer Zeit, als darauf noch Gefängnisstrafe stand.

Dies wurde ihm im viktorianischen England zum Verhängnis. Nach zwei Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit wurde er schwer krank entlassen.
Er emigrierte ins liberale Paris, wo er verarmt unter falschem Namen lebte und nach drei Jahren starb.

Die Asche seines Lektors Robert Baldwin Ross, der einer seiner Lebensabschnittspartner gewesen war, wurde in Wildes Grab beigesetzt.
Ross hatte trotz der Trennung von Wilde seine Freundschaft bewahrt und lebenslang die verlegerischen Angelegenheiten geregelt.

Wilde war – zur Wahrung des bürgerlichen Scheins – mit der Schriftstellerin Constance Lloyd verheiratet und hatte drei Kinder.
Seine Frau ließ sich auch wegen der Haftstrafe nicht scheiden, ging aber ebenfalls unter falschem Namen ins Exil. Sie starb 1898 in Genua.

Das Grab ist ein Wallfahrtsort für Schwule und Lesben, die dort Wunschbriefe hinterlegen und einen Lippenstiftkuss hinterlassen.
Seit 2011 ist das Grabmal deshalb mit abwaschbaren Glasscheiben abgesperrt.

Die Grabskulptur von Star-Bildhauer Jacob Epstein ist inspiriert von einem assyrischen geflügelten Stier aus dem British Museum.
Sie trägt das Gesicht von Wilde als Anspielung auf die Erzählung "Die Sphinx ohne Geheimnis".

[Digitalisiertes Foto von 1994]