Eine starke Frau

Das Grab von Colette auf dem Friedhof Père Lachaise.
Sidonie-Gabrielle Claudine Colette war eine Varietékünstlerin, Schriftstellerin und Reporterin.

Im Varieté groß geworden, u.a. durch einen skandalösen lesbischen Kuss 1907 im "Moulin Rouge", war ihre Aufgeschlossenheit ihrer Zeit voraus.
Sie war dreimal verheiratet, hatte eine Beziehung mit einem Stiefsohn und war lange Jahre mit mehreren Partnerinnen zusammen.

Diese bunte Mischung schlug sich auch in ihrem literarischen Schaffen nieder, besonders das Thema der ersten Liebe.
Waren es in den "Claudine"-Romanen (ab 1896) noch gesellschaftlich korrekte Episoden, ging es später ganz anders zur Sache.

1920 "Chéri" und 1922 "Le Blé en herbe" ("Unreifes Getreide") waren Romane über die Liebe eines Halbwüchsigen zu einer reifen Frau.
Und 1945 – zehn Jahre vor Nabokovs "Lolita" – veröffentlichte sie "Gigi" über die intrigante Schwärmerei eines Mannes für ein Mädchen.
Immerhin, alle diese (eigentlich doch nicht ganz so expliziten) Werke wurden ab 1949 mehrfach verfilmt, Gigi als Musical-Filme.

Colette erwarb sich mit ihrer literarischen Qualität hohe Anerkennung, auch durch die Kriegsberichterstattung.
1949 wurde sie Vorsitzende der Académie Goncourt, 1953 sogar Mitglied der Ehrenlegion.
Als erster Frau in Frankreich wurde ihr 1954 ein Staatsbegräbnis zuteil.