Sanfte Hügel mit Streuobstwiesen und Feldern umgeben meine hessische Wahlheimat Nidderau.
Dahinter verläuft die "Hohe Straße", Teil der "Via Regia" ("Königsweg") von Schlesien zum Rhein.

Die Via Regia war diejenige mittelalterliche Straße, auf der Könige und Kurfürsten zu den Wahl- und Pilgerstätten reisten.
Sie führte von Krakau/Breslau über Görlitz, Leipzig und Erfurt nach Frankfurt, Mainz und Aachen, ein Zweig auch nach Santiago de Compostela.

Die Hohe Straße war ein Abschnitt, der über Höhenzüge führte und ursprünglich schon von den römischen Besatzern angelegt wurde.
Die gesamte Via Regia und somit auch die Hohe Straße wurde 2005 vom Europarat zur "Europäischen Kulturstraße" erklärt.

Das störte die Windpark Schöneck GmbH nicht, ab 2009 bis heute neun Monsterwindräder entlang der Hohen Straße zu errichten.
Bei einer Nabenhöhe von 138 m und einem Rotordurchmesser von 82 m kommen die Anlagen auf 179 m Gesamthöhe.

Die öffentlichen Proteste mündeten in einer Klage, weil die Räder zu dicht (unter 1 km) an den Wohnhäusern des Nachbarorts liegen.
Die Klage wurde abgewiesen, weil der Sonnenstand keine Schatten auf die Häuser wirft und keine lästigen Geräusche gemessen wurden.

Dass dabei auch Natur und europäisches Kulturgut verschandelt werde, habe "nicht Angelegenheit der Kläger" zu sein.
Windkraftanlagen seien "im Außenbereich privilegiert", begründete das Frankfurter Verwaltungsgericht – und meinte damit wohl:
Scheißegal, was und wo gebaut wird, wenn es nur der Wende zur emissionsfreien Energiegewinnung dient.
(Tja, werte Herren Justiz- und Regierungspräsidial-Beamte: Es gibt Menschen, die erschaffen, und Menschen, die zerstören.)

Die 9 Räder produzieren mit insgesamt 20 Megawatt Leistung rund 48,5 Mio. kWh Strom pro Jahr = Bedarf von 14.000 Vier-Personen-Haushalten. Angeblich werden hierdurch jährlich über 39.600 Tonnen CO2-Emissionen vermieden – mit dauerhaftem Schaden für die Kulturlandschaft.