Schloss Vollrads im Rheingau (2)

Das Renaissance-Schloss gehörte bis 1997 der gräflichen Familie Matuschka-Greiffenclau und ist heute im Besitz der Nassauischen Sparkasse. Pikant: Nicht der Winzerbetrieb, sondern die Sparkasse als Hauptgläubiger hatte damals Insolvenz beantragt.

Die Stammfamilie Greiffenclau zu Vollrads gilt als ältestes lückenlos nachweisbares Adelsgeschlecht Deutschlands. Die männlichen Familienmitglieder dienten unter Karl dem Großen (747–814) im Beamtenstand und ließen sich auf sein Geheiß in Winkel/Rheingau als Winzer nieder. Seit 1211 ist auch lückenlos der Weinbau der Greiffenclaus belegt, so dass sie außerdem als älteste Winzerfamilie Europas gelten.
Politisch brachten sie es zu Kurfürsten (1520 Wahl Karls V. zum römisch-deutschen Kaiser), Fürst- und Erzbischöfen.

Die Herrschaft der Greiffenclaus auf Schloss Vollrads endete 1997 auf tragische Weise. Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, Präsident des Verbandes deutscher Prädikatsweingüter und des Rheingauer Weinbauverbandes, konnte sein finanzielles Scheitern als Winzer und Schlossherr nicht ertragen und erschoss sich in den Weinbergen oberhalb des Schlosses, als die Polizeihubschrauber schon auf Sichtweite waren, ihn aber nicht entdeckten. Die Familie zog aus dem Schloss, das ihr nicht mehr gehörte, aus, siedelte in die Schweiz über und betreibt heute Weinbau in Frankreich.

Lesenswert: http://www.zeit.de/1997/35/Eine_Frage_der_Ehre