Der Meister ohne Meisterbrief

Udo Walz • 28. Juli 1944 Waiblingen – 20. November 2020 Berlin

Als dieses Foto Anfang 2019 auf der Grünen Woche entstand, saß er diabetesbedingt bereits im Rollstuhl.

Einer der schlechtesten Gesellen, keine Meisterprüfung, aber erfolgreich – sehr ungewöhnlich in diesem Beruf.
Dank seiner Fremdsprachenkenntnisse verschlug es ihn nach St. Moritz zu den Reichen, Schönen und Prominenten.
Die waren mit seinen Hochsteckfrisuren zufrieden, er konnte mit den Kundinnen umgehen. Aber das war's noch nicht.

In Berlin bekam er zufällig einen Promiauftrag, der ihn für die Brigitte-Titelfrauen und den Otto-Katalog empfahl.
Den Durchbruch bereitete ihm 1985 der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Burt, dessen Frau Walz frisierte.
Die Amerikaner machten damals noch die Ansage, wer in Berlin "in" ist. Und die wurden seine Kunden.

Udo Walz erarbeitete sich auch den Ruf, hoffnungslose Fälle vorzeigbar frisieren zu können.
Bei Männern waren es die Strähnen, die von der Seite über die Glatze gelegt wurden – anstelle eines Toupés.
Bei Frauen war es Angela Merkel, an deren Haaren vorher andere Friseure gescheitert waren.
Walz beriet sie auch zu ihrem dazu passenden Erscheinungsbild: Hosenanzug mit großer Knopfleiste.

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