Harry hatte immer Durst

Harry Rowohlt (27. März 1945 – 15. Juni 2015)

Vor 15 Jahren hatte ich das Vergnügen, Harry in einer Lesung zu erleben und bei einem anschließenden Beisammensein näher kennen zu lernen.
Er fand es sehr lustig und lobenswert, dass ich in meiner Freizeit Mundarttexte für einen kleinen Verlag lektoriere (siehe Widmung).
"Durst und andere dringende Dinge" von Flann O'Brien las er nicht nur vor, das Buch hatte er auch übersetzt.

Bei seinen Lesungen machte Harry generell keinen Hehl daraus, dass er alkoholfreie Getränke verschmähte.
Einige Schoppen inspirierten ihn, immer wieder spontan den Lesetext zu unterbrechen und eloquent mit den Zuhörern zu plaudern.
Dabei schweifte er vor allem in skurrile und absurde Gedanken und Dialoge ab. Ein lebendes Kunstwerk, dieser Mann!

Als Erbe der Hälfte des Rowohlt-Verlagsvermögens hatte er ausgesorgt. Statt sich als Verleger zu plagen, schrieb und übersetzte er lieber selbst.
Er übersetzte viele englische und irische Autoren ins Deutsche, darunter selbst Bücher, die wegen ihres Wortwitzes als unübersetzbar galten.
Er war ein Hamburger Original mit einer unverwechselbaren sonoren Stimme und einem Esprit, der sich auch in allen seinen Übersetzungen zeigt.

https://www.youtube.com/watch?v=8s_FPRFvHz8