Vom Botengänger zum Botschafter – Winnetou wird 85

Pierre Louis Baron Le Bris, geboren am 6. Februar 1929 in Brest

Die bretonische Hafenstadt Brest wurde im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört, als die Alliierten die verschanzte Wehrmacht bombardierte.
Pierre war Mitglied der Résistance und überbrachte in der deutsch besetzten Stadt geheime Botschaften an die Widerstandskämpfer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Freiwilliger im Indochinakrieg – in dem Glauben, damit wiederum etwas Gutes für Frankreich zu tun.

Nie hätte er sich im Zweiten Weltkrieg träumen lassen, einmal zum Symbol der deutsch-französischen Freundschaft zu werden.
Heute trägt er die Verdienstorden beider Staaten: das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse" und "Ritter der Ehrenlegion".
Für die Unicef, die Initiative gegen Landminen und Brigitte Bardots Tierschutzstiftung ist er oft als Botschafter und aktiver Helfer (!) unterwegs.

Als Pierre Brice machte er zunächst etwas schleppend Karriere beim Film, weil sein Typ seinerzeit meistens mit Alain Delon besetzt wurde.
Anlässlich seines Berlinale-Darstellerpreises für "Los Atracadores" wurde er 1962 von Produzent Horst Wendtland als "Winnetou" entdeckt.

Aber erst durch die Open-Air-Theateraufführungen der Karl-May-Stücke lange nach den Kinofilmen lernte er perfekt die deutsche Sprache.
Karl May sieht er zurecht als Humanisten und frühen Botschafter völkerverbindender Ideen und nicht zuletzt der Einigung Europas.

Das Autogramm ließ ich mir auf der Frankfurter Buchmesse 2004 geben,
anlässlich der Vorstellung seiner Autobiografie "Winnetou und ich. Mein wahres Leben" (Lübbe 2004, ISBN 3-7857-2180-3)
Geduldig und freundlich, kein bisschen abgehoben, signierte er für die zahlreichen Fans über eine Stunde lang die Starpostkarten.

[Foto von Management Hella Krekel (seiner Frau), gedruckt von novaconcept Schorsch, Kulmbach]