50 Jahre und ein Ende 4

Beschreibung

1988 in Stade


50 Jahre und ein Ende 4


Ein freies Wochenende mit Sonja lässt alte Zeiten aufleben. Sie leitet jetzt mit ihrem Freund das Kinderheim. Dies liegt in Stade. Sie holt mich mit dem Taxi vom Bahnhof ab und lädt mich zum Arbeitsessen ein. Als Zivi darf ich mir das erlauben. Ob bei mir was laufen würde, fragt sie.

„Die Direktorin ist eine reife Frau und vierzig! Ich weiß nicht so recht! Aber ich mag sie.“ Sonja verträgt die Pille nicht, dennoch ist die Gelegenheit günstig. Ihr Freund arbeitet zuviel im Kinderheim. Trotz des gemeinsamen Arbeitsplatzes hat man dann kaum Zeit füreinander. Zum Abschied sagen wir so was wie: „Wir dürfen uns nie mehr wieder sehen!“

Sonja ist so ein Gefühlsklumpen im Zivildienst, der nicht mehr weg geht. Wir bekommen eine neue Praktikantin in Didis Klasse. Tolle Nase, feinstes Lächeln. Ihr Freund ist Polizist. Spricht erst einmal nicht für sie, aber er hat Schichtdienst. Schnell mal zum Automaten und Kondome ziehen. Mit Aids ist ja seit ein paar Jahren nicht mehr zu scherzen.

Sie will, dass ich ihr das Kiffen beibringe. Sie heißt Andrea und riecht und schmeckt nach Menthol. Dass Lehrerzimmer wird zum Lehrer/Praktikantinnen/Zivizimmer umgemodelt, weil man ja modern ist. Dort geht ein Aufklärungsbuch die Runde.

„Kannste was lernen höhö!“

Nicht Andrea´s Humor. Das gefällt mir. Die Direktorin erwischt uns in der Werkstattsküche. Die Elbe-Werkstätten für Behinderte sind gleich neben an. Ich mit meinen Händen unter dem Kuschelpullover der Praktikantin und neben uns ne fertig gedrehte Tüte. Der Blick der Direktorin tötet. Ich spüre zum ersten Mal Hass in dieser sonst so geschützten Umgebung.

Andrea wechselt freiwillig die Praktikumsstelle. Zum Rapport bei Ursula im Büro. So heißt die Direktorin.

„Das hätte ich nicht von dir gedacht! Ich kann dir auch Hausverbot erteilen, dass weißt du.“

Ich also mit dickem Blumenstrauß raus nach Glinde zum Heim von Ursula und ihren Katzen.

„Wäre doch nicht nötig gewesen, Matthias! Grüner Tee, Kaffee, oder Bier?“
„Ja, genau in dieser Reihenfolge!“

Ich knipse sie im Garten mit Kater Rudolf. Dann reden wir. Ihr seien die Hände gebunden, wenn sie uns kiffend und fummelnd in der Werkstattküche erwischen würde. Sie sei ja sonst immer für uns Zivis da. Sie verzichtet aber diesmal noch auf eine Meldung bei meiner Dienststelle. Zur Strafe muss ich die Zeugnisformulare aus der Mundsburg besorgen und ihr persönlich vorbeibringen. Ich hätte zwei Stunden Zeit.

„Und Katzenfutter ohne Zuckerzusatz!“ Ich darf ihren Golf nehmen. Cool.


...

19. Dezember 2010




fortsetzung folgt


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