Karnak- Osirisheiligtum in der Nord-Ost-Ecke der Tempelanlage

Beschreibung

Der gesamte Osiriskomplex innerhalb der Umfassungsmauern von Karnaktempel wird auf das erste Jahrtausend v. Chr. datiert.
Wer schon einmal im Karnaktempel in der Nord-Ost-Ecke herumgelaufen ist, dem sind wahrscheinlich diese Reste von kleinen tonnengewölbigen Bauten aufgefallen.
Fragt man danach, werden viele Geschichten erzählt, oft auch welche die ein Schmunzeln hervorrufen ;-)
Es handelt sich hierbei um sogenannte Bestattungsanlagen von Korn-Osisis-Mumien, die als Osirisgrab bezeichnet werden, ein Friedhof für die jährlich neu gemachten Kornmumien..
Diese Figuren wurden aus Nilschlamm/Erde und Korn geformt in der Form des mumiengestaltigen Osiris. Werden diese bewässert, beginnt das Korn zu sprießen und damit rituell das Wiederaufleben der Vegetation nachgeahmt.
Ebenfalls sahen die Ägypter im Aufsprießen der Osirismumien, die aus der Erde wirkende Kraft des wiederbelebten Osiris, der als Gott der Fruchtbarkeit, die Wiedergeburt des in der Erde ruhenden Toten garantiert.
Das Formen der Osirisfiguren bildete in der Spätzeit den Mittelpunkt der jährlich statt findeten Osirisfeste am Ende der Überschwemmungszeit.
Am Ende des Festes konnten man diese Figuren, welche ja nicht ewig haltbar waren oder aus anderen Gründen zerbarsten, nicht einfach entsorgen, weil es ja heilige Figuren waren.
So wurden sie in diese sogenannten Bestattungsanlagen rituell beerdigt.
Auch auf Särgen und Totenpapyri findet man zuweilen Abbildungen dieser Korn-Osiris-Mumien.
Ausführliche Text-Funde aus der griechisch-römischen Zeit beschreiben die ausführliche Anweisung zur Herstellung dieser Figuren.

Quelle: Lexikon der Ägyptologie (LÄ), Band III, SP. 744-745