Obere Galerie

Beschreibung

Dom zu Aachen

Das im Zentrum des Doms gelegene karolingische Oktogon wurde zwischen 796 und 805 nach byzantinischen Vorbildern (San Vitale in Ravenna, Kirche der Heiligen Sergios und Bakchos in Konstantinopel) als Kapelle der Aachener Kaiserpfalz errichtet. Die Pfalzkapelle Karls des Großen war der erste nachantike Kuppelbau nördlich der Alpen und blieb über 200 Jahre lang in seiner Höhe und Gewölbeweite unübertroffen.

Die oberen Galerieöffnungen werden durch bronzene karolingische Säulengitter geschmückt. Die Säulen in den Pfeilerbögen sind zum Teil antik und stammen ursprünglich aus dem transalpinem Raum, vornehmlich aus italienischen, griechischen und ägyptischen Vorkommen.[34] Karl der Große ließ weitere Spolien der Überlieferung nach Ende des 8. Jahrhunderts aus Rom und Ravenna nach Aachen schaffen. In ihrer ursprünglichen Aufstellung waren die Abstände zwischen den Säulen gleich und bildeten ein symmetrisches Säulengitter.[35] Im Herbst 1794 wurden sie während der französischen Besetzung des Rheinlands herausgebrochen und nach Paris geschafft – sie konnten 1815 bis auf die im Louvre verbliebenen Stücke nach Aachen zurückgeholt werden. In den 1840er-Jahren wurden sie wieder an ihrem ursprünglichen Ort eingebaut, acht fehlende Säulen wurden auf Weisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV. in der Zeit von 1844 bis 1847 durch den Berliner Steinmetzbetrieb C. G. Cantian aus Oderberger Granit, die restlichen aus KalKstein südöstlich von Aachen neu hergestellt. Die im oberen Stockwerk in den Seitenwänden des Oktogons zwischen den Säulen vorhandenen rundbogenförmigen Öffnungen, hinter denen sich ein Rundgang befindet, sind mit einem ca. ein Meter hohen Geländer aus Bronzegittern abgesichert. Diese Bronzegitter sind in karolingischer Zeit in einem komplizierten Gussverfahren nach römischen Vorbildern in einem Stück gegossen worden. Das ursprüngliche, vielleicht schon um 800 ausgeführte Motiv des Kuppelmosaiks mit Christus als dem triumphierenden Weltenherrscher (Pantokrator), umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten, dem die 24 Ältesten aus der Apokalypse des Johannes ihre Kronen darbringen, wurde in den Jahren 1880/81 im Stil des Neobyzantinismus nach Entwürfen des belgischen Architekten Jean-Baptiste Bethune von der venezianischen Werkstatt Antonio Salviati neu geschaffen. Spätestens hier wird deutlich.

Der Barbarossaleuchter, ein Radleuchter von 4,16 Metern Durchmesser, hängt etwa vier Meter über dem Boden von der Kuppel des Oktogons herab. Die Form orientiert sich an der Geometrie des Bauwerkes und weicht damit von den im Mittelalter üblichen, auf der Zahl zwölf basierenden Radleuchtern ab. Das Kunstwerk, welches mit seinem Kranz und den acht großen und acht kleinen turmartigen Laternen die Stadtmauer des Himmlischen Jerusalems symbolisiert, ist eine Stiftung Kaiser Friedrichs I. und seiner Frau Beatrix von Burgund. Datiert wurde der Leuchter auf die Zeitspanne um 1165 bis 1170. Neben dem Ambo Heinrichs II. ist der Barbarossaleuchter der einzige mittelalterliche Ausstattungsgegenstand im Dom, der über eine datierbare Inschrift eine kaiserliche Stiftung bezeugt. Der eiserrne Leuchter mit den feuervergoldeten Kupfertürmen wird von einem Tragegestänge und einer 26 Meter langen und 350 Kilogramm schweren Kette gehalten. Das Leuchtergerüst durch ein zweireihiges Inschriftenband verziert, in dem die Vision des Heiligen Johannes vom Heiligen Jerusalem und die Stifter verewigt sind. Im Jahr 1902 wurde der Leuchter elektrifiziert und dadurch geringfügig verändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Elektrifizierung wieder zurückgebaut und der Leuchter mit Wachskerzen bestückt. Ende der 1980er Jahre befand sich der Barbarossaleuchter in einem bedenklichen Zustand, so dass eine umfangreiche, achtjährige Sanierung erforderlich wurde. Die 875.000 DM teure Restaurierung wurde im Oktober 1998 abgeschlossen. Die 48 Kerzen des Leuchters werden heute zu den Hochfesten und anderen besonderen Feierlichkeiten, unter anderem zum Karlsfest und den Heiligtumsfahrten angezündet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_Dom

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