092 Dicht bewachsen (bearbeitet)

B: Für die geplante HDR-Entwicklung in Photoshop markiere ich zunächst beide Bilder (RAW-Format) ohne jegliche Vorbearbeitung (nur die Profilkorrekturen aktiviere ich in beiden Bildern) im Lightroom-Programm. Beim nochmaligen Vergleich der EXIF-Daten fällt mir auf, dass neben den unterschiedlichen Belichtungszeiten auch eine unterschiedliche ISO-Zahl vorhanden ist. Ein Bild hat einen Wert von 320 ISO, das zweite einen von 125 ISO. Ich bin gespannt, wie, oder ob sich dies auf das Bild auswirkt. Mit Rechtsklick wähle ich im auftauchenden Fenster den Befehl „bearbeiten in“ und dann den angebotenen Befehl „in Photoshop zu HDR Pro zusammenführen“. Dann sollte sich Photoshop öffnen, tut es aber nicht. Es kommt eine Fehlermeldung: „Die Dateien müssen gleich groß sein“ Also kontrolliere ich beide Dateien und siehe, eine Datei wurde wohl schon einmal von mir etwas beschnitten. Das macht aber nichts, ich setze einfach die beschnittene Datei unter „Entwicklungen“ unter den Grundeinstellungen mit dem Button ganz unten links auf „Vorherige“. Damit erscheint die letzte Bildvariante vor einer etwaigen getätigten Änderung. Sind nach dieser Rücksetzung die Werte der Bilder dann gleich, sollte die HDR-Zusammenführung funktionieren. Das tut sie nun auch. Dabei werden die beiden Bilder zusammengeführt, und es öffnet sich dabei rechts ein Feld, wo ich normalerweise eventuell auftauchende Geisterbilder, die Vorgabe, sie steht werkseits auf „Standard“, den Modus (32, 16- oder 8-Bit) und die lokale Anpassung verändern kann. Am unteren Rand des Bildschirms erscheinen in der Bildleiste die beiden von mir verwendeten Fotos, wobei die unterschiedlichen EV-Werte mit angegeben werden, die ebenfalls angepasst werden können. In meinem Fall sind alle Einstellwerte ausgegraut, und ich weiß nicht, warum. Es kann an den unterschiedlichen ISO-Werten liegen, oder auch andere Gründe haben. Was jedoch funktioniert, und damit komme ich zunächst einmal weiter, ist der Button „In ACR (Adobe Camera Raw) tonen“ rechts unten in der Maske. Mit Drücken des Buttons werden die beiden Bilder endgültig zu einem HDR-Bild zusammengefügt, und es öffnet sich automatisch der RAW-Konverter für eine weitere Bearbeitung wie gewohnt.
Dort bearbeite ich das Bild wie gewohnt mit folgenden Einstellungen:
Zuerst richte ich das Bild wieder in der Geometrie über „Upright aus Hilfslinien“ an den Vertikalen am Brückengeländer und an der vertikalen Linie am Dachgiebel aus, die horizontalen Linien ebenfalls am Brückengeländer und am Giebel des Daches.
Die Farbtemperatur erhöhe ich auf +20, den Farbton auf +10, das macht das Bild farblich freundlicher, indem es die Gelbwerte durch den höheren Kelvinwert anhebt, und gleichzeitig beim Farbton die Grüntöne aus dem Grünbereich absenkt und mehr in den violetten Bereich verschiebt.
Alle weiteren Werte der Grundeinstellung regele ich ein wie folgt: Die Belichtung setze ich auf +0,35, den Wert für den Kontrast auf +15 – Lichter auf -10 – Tiefen auf +75 – Weiß auf +10 – Schwarz auf +60 – Struktur auf +25 – Klarheit auf +20 – und Dunst entfernen auf +20. Über die Gradationskurve stelle ich die Regler folgendermaßen ein: „Lichter“ auf -20, „Helle Farbtöne“ auf +10, „Dunkle Farbtöne“ auf -10 und die Tiefen auf +10.
Die Schärfe reguliere ich auf +75 und die Rauschreduzierung stelle ich auf +17 und die Rauschreduzierung Farbe auf +9 ein. Die Sättigung stelle ich auf -6.
Ich ändere noch in der Tonwertkorrektur den Tonwertumfang auf 5-250, die Schattentonwertspreizung auf 2, die Lichtertonwertspreizung auf 240 und die Mittelton-Tonwertspreizung auf 0,90, dann speichere ich das Bild ab und importiere es in Lightroom.

C.: In Lightroom wähle ich unter „Entwickeln“ das Preset „Farbe Natürlich“, wo ich letztlich folgende Werte einstelle:
Kontrast auf +10 – die Lichter auf -10 – die Tiefen auf +15. Der Wert für Weiß justiere ich auf -10, und für Schwarz auf -2. Mit der Pipette stelle ich den Weißabgleich noch feinjustiert für die Temperatur auf +2 und für die Tonung auf +1.

Das Ergebnis liegt vor, was sagt uns/mir das nun? Einmal, ich habe hier bewusst bis auf eine wesentlich geringere Absenkung der Lichter, sonst wäre der Himmel schwarz geworden, die gleichen Einstellungen vorgenommen, wie bei dem ersten Versuch in der heutigen Serie. Der Unterschied zu dem gerade aus 2 Bildern gestalteten Experiment ist, dass dieses Bild zwar HDR-Ansätze zeigt (dabei wirken sich die fehlenden Einstellmöglichkeiten vor der HDR-Umstellung sicherlich negativ aus), aber die Aufnahme zu dunkel, es fehlt da wohl fast 1EV, ausfällt. Dies hätte ich normal noch korrigiert, habe es aber bewusst gelassen, um den Unterschied bei gleicher Bearbeitung zu zeigen. Die Schwachstelle ist bei diesem Ergebnis sicherlich der Himmel, der immer noch etliche Schwachstellen aufweist (Saum, überblendet, Teile fehlen etc.). Zweitens: nicht immer führen vorgefertigte Wege zu besseren Ergebnissen.

Abschließend kann man sagen: „Viele Wege führen nach Rom“ oder aber auch „Operation gelungen, Patient tot“. Damit will ich ausdrücken, dass man, vergleicht man alle vier Ansichten, viele Möglichkeiten hat, ein Bild selbst mit eigener Bearbeitung von Grund auf zu gestalten, was aber bei der sicherlich gut gemeinten großen Auswahl an Presets, deren Volumen immer mehr zunimmt (die Hersteller wollen sich ja auf dem Markt behaupten und auch Geld verdienen), mehr und mehr verkommt. Es ist wie beim Klavierspielen: Es ist zwar grundsätzlich wichtig, dass ich weiß, wie ein Klavier ausschaut, und ich es beispielsweise von einem Flügel unterscheiden kann. Damit es aber tönt, und vor allem gut und richtig tönt, muss ich wissen, welche Tasten ich wann und wie bedienen muss. Und ich muss alle Tasten kennen. Es tönt nicht von allein.

Allenfalls dienen deshalb die Presets (jedenfalls bis auf ein paar Ausnahmen die meisten) sehr gut zur Orientierung und Anregung, oder vielleicht noch als Ausgangsgrundlage für weitere Schritte. Ich muss aber auch in der Lage sein, diesen Effekt selbst kreieren zu können. Und nicht immer sparen diese Presets Zeit, wie angekündigt. Anders schaut es bei einem KI-gesteuerten Arbeitsablauf aus, aber auch diesen kann ich selbst erschaffen.
Wer sich jetzt einmal die Mühe macht, und alle vier Aufnahmen der heutigen Serie vergleicht, erkennt, was ich meine.
Bei der Einstellung der JPEG-Originale habe ich mich bei der Gegenüberstellung für das hellere (6 sec.) entschieden, da dort der Himmel im Gegenlicht noch schlechter ausfällt.

Welches Bild ist besser: das unbearbeitete, oder das bearbeitete?

Das Bild wurde aufgenommen im Silbergrund am Silbergraben am Triefstein nahe dem Gerastollen auf dem Rundwanderweg der Talsperre Ohra bei Luisenthal zwischen Ohrdruf und Oberhof im Landkreis Gotha.

NIKON CORPORATION, NIKON Z 7, NIKKOR Z 14-30mm f/4 S, 14.0 mm, 22, 6, 125