Der Schatten des Esel

Ein Ausschnitt aus der Skulptur "Der Schatten des Esel"
Diese Skulptur von Peter Lenk steht auf dem Biberacher Marktplatz.
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Der antike Redner Demosthenes sprach vor den Athenern und wurde daran gehindert, seine Rede zu beenden. Da fing er an von einem Athener zu erzählen, der sich einen Esel gemietet hatte und sich in der Mittagshitze im Schatten des Esels ausruhen wollte. Der Eselstreiber jedoch hinderte ihn daran, weil er ihm zwar den Esel vermietet habe, aber nicht dessen Schatten. Der Athener jedoch behauptete, auch den Schatten gemietet zu haben. Danach hörte Demosthenes auf zu reden. Als ihn die Athener aufforderten, seine Rede zu beenden, sagte er ihnen:
„Demnach wollt ihr zwar über den Schatten eines Esels hören, aber über ernsthafte Dinge wollt ihr mich nicht reden hören!“[2

Die gleiche Geschichte wird von Christoph Martin Wieland in seinen Abderiten erzählt. Ein Zahnarzt mietet für eine Reise einen Esel für einen Tag. Als er sich zur Rast in den Schatten des Esels legt, fordert der Besitzer, der ihn begleitet, für den Schatten eine weitere Miete. Über den folgenden Rechtsstreit freuen sich die Advokaten:
«Nu, Herr, was macht Ihr da», sagte der Eseltreiber, «was soll das?» - «Ich setze mich ein wenig in den Schatten», versetzte Struthion, «denn die Sonne prallt mir ganz unleidlich auf den Schädel.» - «Nä, mein guter Herr» erwiderte der andre, «so haben wir nicht gehandelt! Ich vermietete Euch den Esel, aber des Schatten wurde mit keinem Worte dabei gedacht.»[3]
Damit skizziert Wieland durch genaue Beschreibung der antike Gesellschaft ein satirisches Bild zeitgenössischer politischer Entwicklungen im 18. Jahrhundert.[4]
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