Otto Wagner

Gefangengenommen von der Ausstrahlung des Altarbildes, das die Wiedergewinnung des Paradieses darstellt, vergisst man ganz auf die Streitigkeiten, die seine Entstehung ins Leben rief. Der erste Entwurf stammt von Koloman Moser und war den Kritikern viel zu modern. Otto Wagner konnte alle angriffe abwehren, aber dann passierte etwas, wo auch er machtlos war. Koloman Moser trat zum Protestantismus über und musste die Arbeit sofort niederlegen. Carl Ederer wurde ausgewählt, um den Entwurf für die Eröffnung zu gestalten. Doch Koloman Moser war derart verärgert, da sein Bild nicht verwendet wurde, das er Carl Ederer einen Plagiatsvorwurf machte. Der darauf folgende Geschworenenprozess am 6. und 7. Mai 1908 artete aus. "Es war nicht eine Schlacht, sondern ein Schlachten", schrieb die Neue Freie Presse und berichtete in einem fast zweiseitigen Artikel über die Auseinandersetzung. Koloman Moser verlor den Prozess. Trotz der Entschuldigung war Carl Ederer über den Plagiatvorwurf so in seiner künstlerischen Ehre gekränkt, dass er sein Bild herunternehmen und vernichten lies.
Das Altarbild, dass nun den Kirchenraum schmückt, hat der akademisch geprüfte Maler Remigius Geyling (1878-1974) entworfen. Mit der Ausführung, in der Form wie Otto Wagner es wünschte war er aber überfordert. So wurde dann die Wiener Mosaikwerkstätte Leopold Forstner (1878-1936) damit beauftragt. 1913, nach eineinhalb Jahren Arbeit, wurde das Bild unter Kardinal Piffl eingeweiht.

"Ich kann nur das eine sagen, dass ich, als ich die Kirche betrat förmlich gepackt wurde von der Monumentalität des Baues. Es überwältigt mich das Gefühl: das ist wirklich ein heiliger Ort. ..." (Kardinal Dr. Piffl, 1918)

Quelle: Buch Kirche am Steinhof

Canon EOS 5D Mark II, Sigma 8-16mm f/4.5-5.6 DC HSM + 1.4x, 12.0 mm, 13, 0.6, 100