Schwere Zeiten

Beschreibung

Borkum-Spaziergang (03)

Größer könnte der Unterschied nicht sein... Gegenüber dem für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich großen und schönen Haus Bloemfontein, das wir gerade gesehen haben, wirkt das kleine Insulanerhaus an dem uns unser Spaziergang nun vorbeiführt geradezu winzig. Wie Bloemfontein hinter knorrigen alten Bäumen versteckt ist es viel älter als dieses - bereits ca. 1850 wurde es in der Form des traditionellen Gulfhauses errichtet. Dieser sehr alte und an der Küste weit verbreitete Haustyp war bedingt durch die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse damals ein reiner Zweckbau um mit Baumaterial und sonstigen Ressourcen sparsam umzugehen.

Anfänglich gab es in diesen Häusern nur einen großen Wohnraum im vorderen Teil. Der breitere hintere Teil wurde als Raum für landwirtschaftliche Geräte, als Lagerraum, und zum Halten einiger weniger Tiere genutzt. Meist 3 bis 4 Kinder, Eltern und Großeltern teilten sich den nur ca. 12 bis 15 qm großen Wohnraum, wobei mehrere Personen gemeinsam in "Butzen" - sehr kleinen Wandnischen - schlafen mussten. Erst später begann man die Räume zu unterteilen, die ständig qualmenden Öfen zu verbessern, und Fenster zum Öffnen einzubauen. Die Großeltern zogen immer öfter ins Armenhaus - auch auf Druck der Kirche, die sittliche Gefährdung sah weil mehrere Personen gemeinsam in einer Butze schliefen. Die Lebensverhältnisse der besonders auf den Inseln sehr armen Bevölkerung müssen damals unerträglich gewesen sein. Landwirtschaft war wegen des ungeeigneten Bodens kaum möglich, und Fischfang und ein bißchen Milchwirtschaft reichten gerade zum Überleben. Viele Insulaner gaben auf in dieser Zeit, zogen weg oder wanderten aus.

Auf Borkum sind nur noch wenige dieser typischen kleinen Insulanerhäuser erhalten. In einem befindet sich das Heimatmuseum mit vielem Interessantem auch aus dieser Zeit. Andere sind jedoch in äußerst schlechtem Zustand ... wohl nicht mehr zu retten ...