Beschreibung

Mit dieser kleinen Serie von Fotos und Texten möchte ich einige Symptome der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung verdeutlichen. Alles meine Geschichte. .Bei den ersten Bildern ging es um das Traumagedächtnis, Alpträume und Flashbacks, das Gefühl ständiger Bedrohung obwohl real keine vorhanden ist.
Diesmal geht es um ein Symptom das mich seit Jahrezehnten begleitet: die Entfremdung, sehr belasten ist das.
Beschrieben mit meinen Worten so wie ich es verstehe.
Alles meine Geschichte, schreiben zu Bildern hilft, und auch zunehmend das offene Kommunizieren.

Entfremdung
Erlebt in den prägenden frühen und frühesten Jahren: ständig geschlagen werden. Ständig verbal gedemütigt, beleidigt, bedroht, beschimpft werden. Fast immer allein, ohne andere Kinder, keines durfte mich- keines durfte ich besuchen.
Immer Angst vor dem nächsten Schlag, dem nächsten schlimmen Wort, dem nächsten Wutausbruch- der nächsten Anklage mir gegenüber.
Immer in Lauerstellung, immer im Modus einer drohenden Gefahr: ausgehend von denen die ja eigentlich schützen sollen. Und immer damit alleine, nie, damals, erlebt: da ist Hilfe, da ist jemand. Allein das Kind gegen eine als total feindlich erlebte Umwelt. Erlebt in dieser, einzig bekannten Welt: Misshandlung, Missbrauch, Gewalttätigkeit. Niemand kommt um zu erlösen, zu retten: ausgeliefert.
Nie Ermutigung, nie Orientierung, nie Halt, nie normale- natürliche Entwicklung, keine Unterstützung, keine Wertschätzung. Ständig erlebt rasenden Wechsel von Vergötterung und Abwertung.
Keine bzw. eine fremdbestimmte, fremdorientiert und destruktive Identität entwickeln. Nicht wissen wie gehe ich mit anderen, gehe ich mit mir selbst um.
Was tut das Kind (Ich) also um zu überleben? Abspalten, verdrängen…UND: die Schuld an allem auf sich selbst nehmen. Es muß ja so sein ist die, unbewußte, Schlußfolgerung, des Kindes: damit es überleben kann: wenn es selbst schuldig ist kann es den wirklich Schuldigen den Status der Unschuld zuweisen: sie müssen ja so sein weil ich so schlimm bin…
Später: Selbstheilungsversuche mit Drogen, Alkohol, Medikamenten, Selbstverletzung, Eßstörung, Kaufsucht und so weiter…Störungen, Jahrzehnte später, endlich auch Diagnostiziert: Borderline, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung als „Beigabe“ noch schwere Depression.
Entfremdung über Jahre, Jahrzehnte. Einerseits weil stinknormales Kontakt- Beziehungsverhalten nie wirklich erlernt werden konnten, andererseits weil gelernt wurde: andere stellen eine Gefahr da, sind Bedrohung. Kopf weiß seit langem dass das nicht stimmt, die tobende Angst im Innern ist meistens stärker.
Weit weg die anderen, weit, meist umgeben von diffusem Schleier. Entfremdung ihnen gegenüber und so stark doch die Sehnsucht ihnen näher zu kommen (vielleicht trägt ja dereinst die Sehnsucht dorthin).
Entfremdung auch mir selbst gegenüber: Wer bin ich überhaupt? Was ist mein wirkliches Selbst? Kann ich eines entwickeln? Wer ist der Mann dessen Gesicht dich dort im Spiegel anschaut, der dort allein am Strand entlang geht, suchend nach Antworten im Sand, am Horizont, im Meeresrauschen, dort ist Ursprung, ist Harmonie, vielleicht sie dort finden können. Aber vorerst: seine Konturen, meine Konturen nicht wirklich scharf umrissen, Angst, Panik Furch sind noch die stärkeren.
Entfremdung von anderen, von mir selbst, von der Welt: so etwas machen Traumatisierungen, geschehen vor Jahrzehnten, begleitend ein Leben lang.
Aber ich lasse mich nicht unterkriegen: handeln, annehmend, Therapien, schreiben, den Dämon bannen.
© Wolfgang P94
https://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe_posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung
http://posttraumatische-belastungsstoerung.com/komplexe-ptbs
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Panasonic, DMC-FZ50, 55.4 mm, 11, 1/100, 100