Traumagedächtnis / Tresor der Hölle

Beschreibung

Mit dieser kleinen Serie von Fotos und Texten möchte ich einige Symptome der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung verdeutlichen. Alles meine Geschichte. Bei den ersten Bildern ging es um Alpträume und Flashbacks, das Gefühl ständiger Bedrohung obwohl real keine vorhanden ist. Diesmal geht es um die Abspaltung dessen was geschah in das Traumagedächtnis. Beschrieben mit meinen Worten so wie ich es verstehe.
Alles meine Geschichte, schreiben zu Bildern hilft, und auch zunehmend das offene Kommunizieren.

Nach (wiederholten) Traumatisierungen, nach Misshandlungen, Missbrauch, nach Gewalttätigkeit, nach Demütigungen insbesondere wenn das Opfer ein Kind war, spaltet sich das geschehene ab. werden die schlimmen, schlimmsten, Geschehnisse verdrängt.
Alles was passiert ist an fürchterlichen Vorkommnissen wird ausgelagert an einen fast vollkommen unzugänglichen Ort im Gehirn, in der Psyche:
Das Traumagedächtnis. Für mich „Tresor der Hölle“.
Dieses isolierte, tief verborgene Zweitgedächtnis, um es einmal so zu nennen, bleibt meist für Jahre, oft für Jahrzehnte, manchmal für immer verschlossen, unzugänglich.
Aber es meldet sich durch Ängste, seelische&körperliche Schmerzen, durch Suchterkrankung. Störungen und Krankheiten entstehen: Borderline, Depression.
Das sind die Klopfsignale aus diesem Tresor der mit dicker Stahltür verschlossen ist.
Nicht zu ertragen diese Signale, deshalb „Selbstheilungsversuche“ mit Drogen, Alkohol, Fressen&Kotzen, Kaufsucht und andere, hilflose und nutzlose Versuche alles auszuhalten. Mancher überlebt all das nicht, erträgt das nicht, beendet den Schmerz.
Traumagedächtnis, Abspaltung einst, für das Kind, für die Opfer, überlebenswichtig: Psyche, Opfer können mit dem Wissen was geschah nicht überleben, es war zu grausam. Überleben durch begraben des Geschehens in den Tresor der Hölle, in das Traumagedächtnis.
Manchmal gelingt es hinabzusteigen in diesen Raum, dorthin wo der Tresor steht, seine Tür zu öffnen. Wenn die Belastung zu massiv wird, nicht mehr auszuhalten ist, wenn fast alles was die Existenz ausmacht zusammenbricht, wenn es vielleicht zu spiegelnden Begegnungen kommt, wenn es letztlich um Leben und Tod geht. Alpträume, Flashbacks, Panikattacken liefern den Schlüssel. Die Dämonen müssen offen hervortreten können: dann kann man sie stellen, sie bekämpfen. Hilfen braucht es, Therapien, Rückschläge, Mut und Verzweiflung, viele Tränen um ein schlimmes, mißhandeltes Leben. Heilung gibt es wohl nicht, aber damit leben lernen, akzeptieren, handeln, mit der eigenen Geschichte Frieden schließen.
Traumagedächtnis: Einst Schützender, Behütender, Vernichtender. Dann Offenbarender, Feind&Freund.
Und dann, wenn der Tresor geknackt ist, können irgendwann das Traumagedächtnis und das bewußte chronologische Gedächtnis eins werden und erkennen: wir gehören zusammen. ALLES ist meine Geschichte.
© Wolfgang P94

https://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe_posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung
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NIKON CORPORATION, NIKON D90, 16.0 mm, 3.5, 1/20