Gesunken

Grau war der Tag und wolkenschwer
der Wind blies eisig durch die Gassen
und die Stadt schien menschenleer,
fast öde und verlassen.

Noch weit entfernt sah ich sie sitzen,
sie lehnte hart an einer Wand
und Regen tropfte in die Pfützen
und auf das Schild in ihrer Hand.

Ganz still saß sie und teilnahmslos
mit leicht gebeugtem Rücken
und der Hund in ihrem Schoß
nagte an den Krücken.

Der Frau zu helfen schien so klar
und der Gedanke tat mir gut
doch als ich schließlich bei ihr war
verliess mich all mein Mut.

Verlegen blickte ich zur Erde
und feige ging ich dran vorbei
lief weiter mit der großen Herde
doch in den Beinen wars wie Blei.

Ich fühlte ihren klaren Blick
die Augen, die Brauen, die Lider
doch niemand dreht die Zeit zurück
und was versäumt ist kehrt nicht wieder.

Grau war der Tag und regentrunken
es roch nach frisch gebrannten Mandeln
doch vor mir selbst bin ich gesunken
weil ich nicht fähig war zu handeln.

(Schneevogel)

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