LICHT und SCHATTEN im Berner Oberland

Beschreibung

Berüchtigt ist der Eiger für seine schwierig zu durchkletternde Nordwand (strenggenommen NW-Wand) mit ca. 1650 Metern Höhendifferenz.
Den ersten ernsthaften Besteigungsversuch unternahmen die drei Sachsen Willy Beck, Kurt und Georg Löwinger, die am 17. Juli 1934 in die Nordwand einstiegen und bis 19. Juli eine beachtliche Höhe von 2'900 Metern erreichten. Nach einem Sturz von Willy Beck, der Kurt und Georg Löwinger mitriss, brachen sie den Versuch ab. Die Bergung gelang über die Eigerfenster.

Die beiden Münchner Bergsteiger Karl Mehringer und Max Sedlmayr starteten ihren Versuch am 21. August 1935 und starben fünf Tage später im Schneesturm. Der Punkt, an dem die beiden vom Tal aus mit einem Fernrohr das letzte Mal gesehen wurden, bekam später den Namen Todesbiwak.

Erstmals durchstiegen wurde die Eigernordwand vom 21.–24. Juli 1938 durch eine deutsche und eine österreichische Seilschaft mit Heinrich Harrer, Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg. In der Wand hatten sich die beiden Seilschaften (Kasparek und Harrer aus Österreich einerseits, Heckmair und Vörg aus Deutschland andererseits) vereinigt. Obwohl der Zusammenschluss der Seilschaften keinerlei politische Gründe hatte (die vier hatten sich aus Freude über ihr Überleben in einer Lawine in der „Spinne“ verbunden), sah das damalige nationalsozialistische Regime in der Vereinigung ein Symbol für den Anschluss Österreichs an Deutschland, der kurz vorher, am 13. März 1938, erfolgt war, und schlachtete den bergsteigerischen Erfolg als Zeichen für die Stärke Deutschlands propagandistisch aus.

Die Schweizer hielten damals wenig von der vor allem in Bayern und in Wien betriebenen „Akrobatik“ im Bergsteigen (= Kletterei jenseits des IV. Grades) und natürlich auch nicht von der deutsch-nationalen Inanspruchnahme ihres Berges.

Die erste Winterbegehung der Nordwand erfolgte 1961 durch Toni Hiebeler, Walter Almberger, Anderl Mannhard und Toni Kinshofer. Die erste Winterbegehung durch eine italienische Gruppe fand im folgenden Jahr unter der Führung des Südtiroler Bergsteigers Armando Aste statt.

Die erste Alleinbegehung glückte 1963 dem Schweizer Michel Darbellay.

1968 gelang Reinhold Messner die Erstdurchsteigung des Eiger-Nordpfeilers. Mit der Begehung der Nordwand innerhalb von 10 Stunden im Jahr 1974 stellte er zusammen mit Peter Habeler einen Geschwindigkeitsrekord auf, der bis heute als schnellste Seilschaftsbegehung gilt.

Unter 5 Stunden brauchten 1983 unabhängig voneinander Thomas Bubendorfer und Reinhard Patscheider, jeweils in Solo-Kletterei. Noch schneller war 2003 der Südtiroler Christoph Hainz mit 4,5 Stunden und 2007 der Schweizer Ueli Steck, der 3 Stunden 54 Minuten benötigte.


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