Beschreibung

Im Herbst des Lebens

Wenn die Tage immer kürzer werden, der Sturm immer heftiger
bläst und die ersten Nachtfröste einsetzen, dann kommt die Zeit
des Abschieds. Denn nichts währt ewig, alles hat ein Alpha und
ein Omega. Doch bevor es soweit ist, entfaltet die Natur noch
einmal ihre ganze Pracht, zeigt uns das Licht, was wir das ganze
Jahr über kaum wahrgenommen haben. - Am Anfang war noch
nichts, dann die ersten zarten Knospen, denen die wärmende
Frühjahrssonne das Leben einhauchte, bis das junge saftige Grün
unser Herz erfreute. Die Tage des Sommers, brütende Hitze,
Blitz und Hagelschlag gut überstanden, und nun der Herbst
- die Symphonie der Schöpfung. -
Ja, alles im Leben hat seine Zeit. Und das ist ganz gut so. Man
kann sie nutzen oder nutzlos verstreichen lassen. Wenn auch wir
im Herbst des Lebens eingetroffen sind, sollten wir von uns
behaupten können, dass wir mit der uns geschenkten Zeit etwas
Sinnvolles anzufangen wussten. Dann brauchen wir uns auch
nicht zu verstecken, sondern können uns ins Licht stellen wie
die Blätter und sagen: Schaut her, hier bin ich. Ich hab manches
erlebt, vieles durchgemacht, doch jetzt bin ich angekommen.
Mehr darf man vom Leben nicht erwarten.

Robert Bauer

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