Wasser aus den Passatwolken

Beschreibung

Der Baum des Phoenix, die Kanarische Kiefer

Wann und wie die Kiefer auf unsere Insel kam, das weiß man nicht so recht, unbestritten ist aber, dass diese Insel ohne die "Pinos", wie man sie hier nennt, völlig anders aussehen würde und wohl kahl und unfruchtbar wäre. - Wobei das sicher äußerst interessant wäre, ob denn vor vielleicht einer Million Jahren ein Zapfen angeschwommen kam, oder ein Vogel diesen zukunftsweisenden Samen auf diese Inseln brachte. - Auf jeden Fall kamen die Samen aus Europa, denn die Kanarische Kiefer ist mit den dort heimischen Bäumen eng verwandt. Auf den Kanaren allerdings veränderte sich der Baum, passte sich an die klimatologischen Bedingungen an, genau so wie an das andere Nahrungsangebot, welches nun aus jungem Boden vulkanischen Ursprungs zu suchen war. - Inzwischen gilt "Pinus canariensis" als eine endemisch kanarische Pflanze, welche auf allen Kanareninseln außer Lanzarote und Fuerteventura vorkommt. - Auffälligster Unterschied zu den mitteleuropäischen Kiefern sind die bis zu 30 Zentimeter langen Nadeln, die in dicken Büscheln an den eher kurzen Ästen hängen. - Die Länge der Nadeln und der dichte Bestand dieser "Blätter" deutet auch schon auf die hervorragende Eigenschaft dieses Baumes hin, die Kanarische Kiefer ist in der Lage, Wasser aus den Wolken zu kondensieren und gießt auf diese Art und Weise nicht nur die eigenen Wurzeln, sondern hinterlässt sogar noch einen Feuchtigkeitsüberschuss im Boden. - Dazu braucht man natürlich nicht nur den Baum, sondern auch noch die entsprechenden klimatologischen Bedingungen, und diese liefert der "ewige Passat", mit seiner wasserreichen Wolkenfracht, die er auf seinem Kreislauf über dem Nordatlantik aufgesogen hat. - Man dürfte nun wieder die Frage stellen, wer war zuerst da, der Passat oder die Kiefern und dieses Mal traue ich mir sogar eine Antwort zu, sicher ist das Klimasystem Azorenhoch auf dem Nordatlantik älter als es Kiefern auf den Kanaren gibt, so dass man eindeutig sagen muss, die Kanarische Kiefer ist ein Produkt des Passats. - Aber nicht nur der Passat hat unsere Kiefer verändert, auch die wohl in früheren Zeiten immer wieder verheerend wütenden Waldbrände haben unseren Lieblingsbaum dazu gebracht, sich gegen Feuer zu wappnen. - So übersteht die Kanarische Kiefer selbst heftige Waldbrände und opfert die Nadeln, Äste und die Rinde, um dann nach wenigen Monaten bereits wieder erstaunliches Grün sprießen zu lassen. - Komplette Erholung nach einem Brand tritt dann etwa nach 2 - 4 Jahren ein, das hängt halt auch von dem Standort ab, je feuchter es dort ist, umso schneller geht das vor sich.

Wie prächtig für diese Insel, dass der Baum so wandlungsfähig ist und seit seiner Wandlung, La Palma mit einem stetigen Fluss an Wasser versorgt, ohne dass es regnen muss. - Tropfen für Tropfen lassen die Nadeln der Kiefer ihr so gewonnenes Wasser auf den porösen Vulkanboden sinken und füllen nun die unzählbar vielen Kavernen, welche die gesamte Insel wie einen Tilsiter-Käse durchziehen. - Das meiste dieses Wassers verliert sich wohl irgendwann unter die Meeresoberfläche, mischt sich dort dann mit dem ebenso eingedrungenen Salzwasser und verliert somit den Wert als nutzbares Trink- oder Gießwasser. Allerdings gelangt auch viel von diesem Wasser wieder durch Quellen an die Oberfläche, oder seit dem Menschen diese Insel besiedeln, bohrt man Stollen in die Inselflanke, bis man auf Wasser stößt und das geschieht meist recht flott. - So hat sich auch das, zugegeben völlig schwer verständliche Wasserverteilungssystem auf La Palma entwickelt, welches auch heute noch fast das komplette Wasser dieser Insel in privaten Händen lässt. - Wie groß nun der Anteil des von den Kiefern aus dem Passat "gemolkenen" Wassers im Gesamtwasserhaushalt der Insel ist, das ist nie komplett errechnet worden. Allerdings gehen manche Spezialisten, die sich eingehender mit der Materie beschäftigen davon aus, dass die Kiefern mehr, und vor allem effektiver den Wasserhaushalt dieser Insel gestalten, als die Regenfälle welche meist aus dem Westen auf die Kanaren anbranden. - Dazu muss man sich nur das Relief dieser Insel betrachten und die von den Wolkengüssen geformten Schluchten ansehen, das allermeiste Regenwasser fließt nicht nur ungenutzt ins Meer, sondern richtet auf dem Weg dorthin noch heftige Schäden an und ist der größte Erosionsfaktor auf La Palma, sowie den anderen westlichen Kanareninseln. - Nur wenn der Regen langsam fällt und komplett vom Boden aufgenommen werden kann, dann ist dieses Wasser auch nützlich. - Dagegen sprechen halt die Wolkenbrüche welche sich in so einem Tief aus Westen verstecken und eben die steile Orographie der Insel, welche keine Tümpel, Seen oder gar Bäche zulässt, sondern alles Wasser sofort in Richtung Meer schickt. - Die Bewohner der Inseln kannten den Wert der Kiefern nicht immer so konkret wie heute, so nutzte man das harte Kernholz immer schon zum Wohnungs-- und Schiffbau. - Darüber hinaus gewann man auch noch Baumharz aus den Kiefern und Holzkohle, was dazu führte, dass viele Kiefernwälder auf den Kanaren ganz oder teilweise verschwunden sind. - La Palma hat da mehr Glück gehabt, die Gier nach Baumharz und Holzkohle war hier nicht so groß wie auf den stärker besiedelten Inseln, so dass unsere Insel heute den größten zusammenhängenden Kiefernwald der Kanaren besitzt. - Heute darf kein "Pino" mehr ohne Erlaubnis gefällt werden und so bedeckt ein Kiefernwald die komplette Insel ab einer Höhe von etwa 700 Metern und das bis hinauf auf 2.000 Meter. So gibt es keine wichtigere Pflanze für diese Insel und man könnte sich nur widerwillig vorstellen, wie denn unsere Insel und eben auch der Wasserhaushalt dieser Insel aussehen würde, wäre da mal nicht irgendwann ein Kiefernzapfen über den Atlantik geschwommen oder ein Vogel mit seiner zukunftsträchtigen Fracht im Bauch hier gelandet. - Aber eigentlich ist das nur eines der unendlich vielen Beispiele für die augenscheinliche Willkür der Evolution. - Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, mit unserem Wunderbaum.

Diesen Text über die kanarische Kiefer habe ich mit freundlicher Genehmigung von Herrn Siebold von http://www.la-palma-aktuell.de/cc/news.php kopiert. Er beschreibt meiner Meinung nach die kanarische Kiefer auf eine lockere Art sehr gut.