Fotografischer Monolog 43

Beschreibung

13. Dezember 2011 Hamburg Aquarium


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Elvira Schoß ist eine kleine Frau aus Eimsbüttel. Sie liegt den ganzen Tag zwischen vier klug arrangierten Putzeimern und starrt an ihr an der Decke installiertes Aquarium, welches sie ohne hydraulische Ausfahrleiter nie erreichen könnte. Frau Schoß ist daher über die Hydraulik in ihrem Leben sehr dankbar. Aber viele Menschen haben keine Hydraulik. Viele Menschen haben vererbte Krankheiten ohne Gehhilfen und elektronische Fußfesseln und werden auf Bahnhöfen vom diensthabenden Personal geschnitten. Dies macht Frau Schoß sehr traurig, wenn sie da so liegt und auf die bunten Farben ihres schönen Aquariums schaut, in dem ja auch nur eingesperrte Fische leben.

Neulich kam Knecht Ruprecht vorbei und hat ihren Sohn mit einer Rute verprügelt, weil sie ja selbst dazu nicht mehr in der Lage ist.

Manchmal setzt sich Elvira Schoß auf, schaut aus dem Fenster, sieht die Sterne und träumt vom Frühling und einem jungen starken Mann, der sie auf Armen trägt, welche bis zum Himmel reichen. Doch die Männer ihres Pflegedienstes sehen zumeist anders aus. Es ist sind dicke kleine Frauen mit Dönerfleisch zwischen den Zähnen, auf deren Heckfensters ihres Smarts steht: „Ich bremse auch für Nichtbehinderte!“

Elvira Schoß ist nicht glücklich. Sie möchte von hier verschwinden. Aber bald ist Weihnachten. Da schenkt sie ihrem Sohn ein Bolzenschussgerät und ihre Freudebäckchen werden Apfelrot sein.


18. Dezember 2011


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