Alstertalromanze 413

Beschreibung

Als der kleine Sören im Garten vor seiner auffällig peinlich gut gelaunten Mutter saß, welche das Essen servierte, beschloss er, sie für den Rest seiner Jugend zu verachten. Dabei fiel ihm ein, dass ihr Hinterrücken so glatt und schlaff war, dass er eher an eine Landebahn in Neuseeland erinnerte, anstatt an Ballungsräume. Er bewarf sie mit Spaghetti, die warm in eine Sauce aus Betriebstemperatur getunkt waren. Und er sah an ihrem Gesicht, wie eine Nudel in ihre Hinterritze rutschte. Seine Freunde, die er zum Spielen in den Garten einladen durfte, grinsten.

Ja, die gut situierten Alstertalfamilien bekamen ihre Probleme hintenrum. Nicht offensichtlich. Es war kein vordergründiges Leid, es war die innere Verrohung ihres Wohlstands. Ihre Jobs dienten nur dem Zeitvertreib. Sörens Mutter z.B. zog auf Biohöfen in Wohldorf-Ohlstedt Hühner auf. Die standen da die ganze Zeit rum. Hinten hatten sie einen Ring hängen mit einem Faden dran. Daran musste man einmal ziehen und dann liefen sie den ganzen Tag hin und her. Einmal aufziehen, reichte für den ganzen Tag. Nachts, wenn sie schliefen wurden heimlich die Batterien ausgewechselt. Dennoch waren es keine Batteriehühner im klassischen Sinne.

In ihrer Freizeit betreute sie psychisch kranke Zebras. Zum Pferd hat es eben nicht gereicht.

Ansonsten war sie noch gut zu Vögeln und kratzte sie von der Gleisen der Alstertalbahn.

Kein Wunder, dass der kleine Sören innerlich so litt.

7. August 2014 im schönen Alstertal

[fc-foto:34250297]
[fc-foto:34248245]
[fc-foto:34216550]
[fc-foto:34215442]
[fc-foto:34042967]