Alstertalromanze 376

Beschreibung

22.1.2013 im schönen Alstertale

Als ich zum dritten Mal Pippi Langstrumpf heiratete

Die Zeit verging. Ich kam nicht klar. Dieses älter werden ging in die Knochen. Immer diese Kälte. Immer dieser Winter. Immer diese gleichen grauer werdenden Gesichter im Alstertal. Und dieser Hamburger Slang hinter vorgehaltenen Händen. Die Mädchen wurden nicht blonder. Sie wurden weiß wie Schnee. Weiß wie die Liebe zwischen Jungs, deren hagere Schlüsselbeine sich berührten. Deren Gesichter verletzlich waren wie der im Wind stehende einsame Mensch. Wie ich. Die Zeit verging fast rasend. Fast schwindelig machend zog sie an mir vorbei. Ich wollte die Schneekristalle festhalten. Ein Stück Jetzt retten. Diese aber schmolzen durch mein warmes Blut. Ich hörte am Abend Punk mit Pippi Langstrumpf und ihrem dicken Vater, der immer noch "Neger" sagte, aber es gut meinte.

Pippi und ich waren seit ein paar Jahren zusammen und frisch geschieden. Wir hatten auf Vimmerby geheiratet und in Öland geflittert. Bei Heringssalat sangen wir gemeinsam alte Volkslieder. „Im Frühtau zu Berge!“

Pippi und ich heirateten ein drittes Mal. Sie hatte im Alstertal Fuß gefasst und mich hinter einem Dickicht aus Bart und Melancholie wieder entdeckt. Vergessen war das Verlieren in der Unendlichkeit unserer Geschichten. Wir hatten uns endgültig gefunden. Davor leider nicht und beim ersten Mal eben auch nicht. Ich hatte das Gefühl, ich müsste aufhören zu zählen. Aber dann haben wir. Wir haben. Wir waren angekommen.

In der Schwedischen Kirche nahe des Portugiesenviertels am Hamburger Hafen gaben wir uns das endgültige Ja Wort. Es war die Reise zum UnsUns, dem sich das WirWir anschloß.

Pippi hatte dreizehn Semester Psychologie studiert. Allerdings in Schweden. Also keine richtige Psychologie, mehr so eine bunte-Holzhäuser, Volvo-am-See Psychologie. Aber immerhin.

24. Januar 2013

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