CSD Hamburg 2012-24

Beschreibung

4. August - Hamburg Innenstadt.

Der erste Porno

Einige von uns erinnern sich sicherlich noch an diese langweilige Offenbarung, welche auf dem Stundenplan im Schulunterricht stand. Sexualkunde statt Sport. Dazu hatte man natürlich keinerlei Bock. Immer nur kichern, statt beim Völkerball ängstliche Mädchen abschießen. Oma sagte immer, dass Sexualkunde Sache sei – also klasse und prima, dann müsse sie das nicht machen und meine Eltern hätten eh keine Zeit.

Auch sonst war ja Sexualkunde voll in. Man engagierte extra ansehnliche Lehrkräfte dafür. Bei uns in der Vorstadt natürlich nicht. Deswegen musste ich die Schule wechseln. In der Stadt war die Schule natürlich viel geiler und erwachsener und auch die Sexualkunde wurde nicht als albern empfunden.

Den Unterricht führte unsere Deutschlehrerin aus. Die kam frisch aus dem Amerikaurlaub zu uns und hatte deswegen gerne auch etwas Ärmelloses an und ihre Achseln waren frisch und sauber rasiert. Als erstes kontrollierte sie immer streng die Achselhaare der Mädchen. Nicht rasierte Mädchen wurden sofort vom Unterricht ausgeschlossen mit einem Hygienebrief für die Eltern. Die durften dann Sport machen, aber die meisten hatten eh eine Menstruationsentschuldigung dabei und saßen deswegen auf dem Schulhof und rauchten. Wir Jungen durften dann die Achseln von Frau Markmann, so hieß unsere Lehrerin, begutachten. Sie dufteten nach großer weiter Welt und waren so schön wie Schneewittchens Schlüsselbeine.

Die übrig gebliebenen Mädchen zeigten dann auch ihre Achseln, die waren aber bei weitem nicht so hübsch. Dies lag daran, dass sie noch so dünne Arme hatten, die außerdem nach Kaugummiblubber rochen. Dann legte Frau Markmann ihren schicken beigen oder bonbongrünen Hosenanzug ab und ließ sich von fünf Jungs am Lebensnerv lecken. Wer nicht ordentlich leckte, bekam sofort einen Kick voll auf die Nuss. Freilich war sie auch dort rasiert. „Streicheln, kneten, küssen!“, sagte sie zu mir. Wenn man es gut machte, bekam man einen Kuss auf die Stirn und wenn nicht über den Kopf gewuschelt. Oder umgekehrt, man wusste das nie so genau. Ich bekam einmal einen Kuss mitten auf den Mund und wurde rot, woraufhin sie zu mir sagte: „Aus dir wird mal ein richtiger Arschkriecher!“ Wahrscheinlich sollte dass ein Kompliment sein. Die Mädchen protestierten, weil sie bei Frau Markmann weder lecken noch kneten durften. Sie mussten sich gegenseitig kneten, wozu sie gar keine Lust hatten und wir durften die Mädchen schon gar nicht anfassen, weil das Ärger gegeben hätte.

Dann lief immer ein Lehrfilm am Ende der Stunde. Wir bekamen weibliche und männliche Geschlechtsteile aus Plastik in die Hand gedrückt, die auch als Musikinstrumente dienten. Wir mussten immer mit den Instrumenten das nachmachen, was grade im Film gemacht wurde. Frau Markmann saß immer neben mir und flüsterte mir amerikanische Kraftausdrücke ins Ohr, deren Anwendung sie mir verbat unter der Androhung bestialischer Strafen mit widerwärtigen Schmerzen. Eines Tages sollte ich sie und ihren Mann daheim besuchen und zusehen, wie sie nur mit Schürze bekleidet das Abendessen serviert. Das fand ich sehr langweilig. Ich hätte mit meiner Lehrerin lieber einen romantischen Abendspaziergang gemacht, oder so was.

25. August 2012


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