Im Asphalt

pentax mz5n und rossmann 200

12. September 2010 in Ladenburg Altstadtfest

Im Asphalt


Die Menschen ziehen an mir vorbei. Unverhofft, andauernd und immer wieder als Überraschungen. Es sind schöne Exemplare dabei, mit guten Schnuten. Manche körperwarm und einlochoffen an der 18. Im Gesicht bemalt und auf der Haut verletzt. Ein paar verlieren Blut auf dem Weg zur Klinik. Ihre Botschaften tropfen auf den Boden. Ich lese sie im Asphalt. Es riecht nach waberndem Corned Beef. Andere wiederum sind Aufsichtbeamte, sowohl vom Ziehungsgerät, als auch von 49 Kugeln und dabei sogar überzeugt. Kinder riechen wie Milchpudding, sie grasen am Straßenrand mit ihren Steiff - Kuscheltieren. Der Papa kleckert seinem Töchterchen Schokaladeneis aufs Kleid. Das Mädchen schaut verdutzt und Mutter sieht weg. Sie will endlich mal wieder von ihrem Mann „verletzt“ werden.

Ilse Maier-Grundig ist Fleischwurstsuchttherapeutin. Die Sucht von Lebensmitteln mit Nitrit schlägt um sich. Aber die Würste wehren sich, sie schreiben Frau Maier-Grundig Beschwerdebriefe. Ilse trägt ein Brustpiercing des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie. Das ist ein Kompromiss, aber er zeigt doch ihre Liebe zum Beruf. So etwas wird immer seltener heutzutage. Sie muss aber aufpassen. Die frustrierten Fleischermeister verarbeiten immer mehr Material, welche auch, und nicht nur in Spurenelementen, Kontrolleure beinhaltet. Da kann auch schon mal eine Therapeutin in der Wurst landen.

Rudi Brumm hat letzte Woche die Verbraucherzentrale angerufen, weil seine bei „Nahkauf“ erstandene original verpackte Putenwiener in einem feinen Damenslip eingewickelt war. Zudem schmeckte der Darm (von KunststudentInnen entworfen) nach dem Apricot Lippenstift seiner Frau. Die Verbraucherzentrale schweigt zu diesem Fall, denn selbst sie möchte nicht, dass so etwas publik wird.



21. September 2010


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