Heimatwochenende

Beschreibung

Heimatwochenende

Wiegeschritt und Hüftenblick und Stadtschuhschritt. Auf Stiefelschnelle und auf Zack. Und immer wieder dieser Hüftenblick, diese Kreuzstarre in den Augen vom Bauerndepp. Ein Spähen dieser Augen hinter Landfalten. Er steht da mit Mistgabel und Heu und Kuh.

„Pfürti Vrooni – wieder ma dahoam?“
„Freili“

Die Unistadt - auf Wiesen liegen - ist weit weg. Die Freunde und die Brillenträger sind weit weg. Dreizehn Schwänze, die in Federbetten liegen. Dreizehn unrasierte Ehemänner, die auf Vrooni warten. Auf Vrooni aus der Unistadt. Sie lernt da nicht das Leben. Sie lernt dort Drogen und Musik. Sie lernt Kultur und Straßentheater und das Demonstrieren.

Und trotzdem ist der Arsch geblieben, den alle an der Vrooni lieben. Vater und die Mutter und Wurscht und Fresspaket. Und weiter geht’s, die alten Jungs mit den Motorrädern treffen. Tanzen, saufen, Schlitz ins Kleid und Vrooni ist mal wieder nicht im Dorf. Dort dreizehn Schwänze, die in Federbetten liegen, auch weil sie auf ausgebeulten schwangeren Hausfrauen nicht dürfen. Und so geht die erste Nacht vorbei.

Zum Frühstück Mutters Tränen fließen und der Vater schweigend sich in den Stall verzieht. Und mit dem Sepp, dem geistig behinderten Bruder Vroonis, weiß man auch nicht mehr, was man machen soll. Die Inzucht liegt so schwer im Magen, da holt man lieber einmal frische Luft. Und Vater schreit: „Das Kalb – das Kalb!“

Darauf einen Schnaps. Und noch einen und die Feuerwehr und der Tierarzt. Auf zwei Beinen kann das Tier nicht stehen. Und Vrooni im Heu mit Nachgeburt und Blut am Kleid. Das ist wie früher. Sie tanzt den ganzen Abend auf dem Tisch, mit Feuerwehr und Nachwuchshelden. Und auch in der zweiten Nacht dreizehn Schwänze, die in Federbetten liegen und so gewärmt immerhin keine Erkältung kriegen.

Es ist der Arsch geblieben, den alle an der Vrooni lieben. Am Sonntag dann im Herrengewand die Männer rasiert und voll gepumpt mit Soleiern an des Vaters Hof vorbei promenieren. Es bellt der Hund und Vrooni beugt sich übern Zaun.

Am Montag geht die Uni wieder los.



5. Juni 2009

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